Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Momentan läuft im Theater Bonn das Stück „Hiob“ von Joseph Roth. Hiob ist eine biblische Gestalt. Ein Mann, der viel Leid erfährt, aber trotzdem seinen Glauben nicht verliert. In dem Stück von Roth geht es um eine jüdische Familie, die ebenfalls eine Menge zu tragen hat: Der erste Sohn wird als Soldat in den Krieg eingezogen, der zweite flieht vor dem Militäreinsatz nach Amerika. Und der jüngste Sohn kommt mit vielen schweren Krankheiten zur Welt. „Seine Beine waren gekrümmt und ohne Leben wie zwei hölzerne Bögen“, schreibt Roth in seinem Roman. Diese Rolle wird in Bonn von Samuel Koch gespielt. Ja genau, der Kandidat aus der Sendung „Wetten dass…?“, der sich vor laufender Kamera so schwer verletzt hat. Über vier Jahre ist das jetzt her. Dass er heute in Bonn auf der Bühne zu sehen ist, war für ihn ein sehr langer und harter Weg. Denn als Samuel Koch damals aus dem Koma erwacht, ist er vom Hals abwärts gelähmt. Seitdem wartet ein Leben mit ganz neuen Herausforderungen  auf ihn: Jeder Tag ist eine Geduldsprobe mit heftigen Schmerzen.

Was trägt einen Menschen in einer solchen Situation? Bei Samuel Koch sind es die Familie und die Freunde. Und es ist sein Glaube an Gott. In seinem Buch „Zwei Leben“ schreibt er: „Rückblickend weiß ich gar nicht, wie ich das alles überstanden habe. Aber Gott gibt Kraft für jeden einzelnen Tag.“* Das beeindruckt mich. Denn das ist kein einfach so daher gesagter, frommer Satz. Das schreibt ein ehemaliger Leistungssportler, der sich heute nicht mal mehr mit den eigenen Händen die Zähne putzen kann.

Durch den Unfall hat sich der Glaube von Samuel Koch verändert, aber er hat sich nicht verabschiedet. Denn wie Hiob im Alten Testament bleibt er im Kontakt mit seinem Gott. Wie Hiob ringt er mit ihm, manchmal klagt er ihn auch an: „Diese Schmerzen sind doch total unnötig! Sie nützen niemanden etwas.[...] Geht´s denn nicht auch ohne?“* Diese offenen Fragen bleiben. Und Samuel Koch stellt sie seinem Schöpfer. Aber er erzählt auch davon, dass er immer wieder erfährt, von einer größeren Kraft getragen zu werden, gerade dann, wenn die eigene Kraft an ihre Grenzen stößt. 

*siehe Samuel Koch/Christoph Fasel: Zwei Leben, Asslar 2012.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19379
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