SWR3 Gedanken

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Man hat es ihm angesehen. Eine Riesenlast ist dem jungen Mann aus Afrika, der schon so lange bei uns in der Hochschulgemeinde wohnt, von den Schultern gefallen. Sein Studium hat er nun fast abgeschlossen. Endlich! Lange war er da, fast zu lange. Immer wieder hat er das Ende vor sich her geschoben. Hat Semester um Semester dran gehängt. Er hatte es nicht eilig. Inzwischen ist mir klarer, warum. Soll er zurückgehen in seine Heimat, wo es keine adäquate Stelle für ihn gibt, wo aber seine Wurzeln liegen und seine Familie lebt? Oder soll er sich hier in Europa einrichten, was er eigentlich nie wollte? Die Zukunft am Ende seines Studiums erscheint ihm nebulös. Es ist ein tiefer Einschnitt im Leben mit weitreichenden Entscheidungen.

Irgendwie kann ich ihn sogar verstehen, denn die tiefen Einschnitte im Leben kenne ich ja selber. Momente, in denen ein Weg zu Ende geht und ein neuer anfängt, von dem ich oft nicht weiß, wohin er führt. Jeder neue Anfang  bringt auch neue Unsicherheiten mit. Jeder Anfang ist auch ein Abschied von Vertrautem und Gewohntem. Von vermeintlichen Sicherheiten und langjährigen Weggefährten. Und trotzdem führt nichts daran vorbei. Vom Abschiednehmen nicht und vom mutigen Sprung in einen neuen Lebensabschnitt.

Mein junger Freund wird ihn auch wagen, da bin ich mir sicher. Fürs erste hat er sich einen Kompromiss überlegt: Erst mal noch hier in Deutschland bleiben und arbeiten und trotzdem die Augen weiter offen halten Richtung Afrika. Immer bereit für den großen Sprung, zurück in die Heimat.

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