SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es war auf der Entbindungsstation. Meine Tochter war gerade drei Tage alt. Da hat mich eine Freundin besucht. „Darf ich dein Kind sehen?“ fragte sie. „Na klar. Sie ist grad im Säuglingszimmer. Geh einfach den Gang runter, da ist sie.“ Darauf sie „Und woran erkenne ich sie?“ Meine Antwort war schneller als ich denken konnte: “Ganz einfach, das objektiv schönste Baby, das ist meins!“
Meine Freundin schüttete sich aus vor Lachen. Aber ich fand das spontan gar nicht witzig. „Du zweifelst dran, dass mein Kind das Schönste ist? Kann man doch sehen- ganz objektiv.“
Es hat eine Weile gedauert, bis ich über mich schmunzeln konnte. Natürlich! Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Wenn man eine besondere Beziehung zu jemand oder zu etwas hat, dann ist das immer besonders schön.
Ob das jetzt das eigene Kind ist oder das Haus, das man gebaut hat, oder die Arbeit, die man gerne macht oder die Firma, in der man arbeitet. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Aber wenn man starke Gefühle hat, dann fühlt sich das so an, als würde man es ganz objektiv sehen. Sozusagen die Wahrheit.
Ich liebe den christlichen Glauben. Der Gott, an den ich glaube, hat mich vor Schlimmem bewahrt, hat meinetwegen tausende von Schutzengel verschlissen und holt mich immer wieder aus meiner Überheblichkeit oder den Selbstzweifeln raus.
Und weil ich das so erlebt habe, würde ich mir wünschen, dass Andere auch sehen könnten, wie schön es ist, Gott zu vertrauen. Aber viele können mit „Gottvertrauen“ nichts anfangen. Verlassen sich lieber auf Versicherungen oder Gesundheit. Das kann ich akzeptieren, auch wenn es mich nicht überzeugt.
So wie ich heute akzeptieren kann, wenn jemand meint, meine Tochter wäre nicht die Schönste. Dabei weiß ich doch: sie ist es. Ganz objektiv.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19259
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