SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Heute mach ich mal nichts. Ich mach sonst auch nicht viel, aber heut nehme ich mir nicht mal was vor.“ Diese Spruchkarte hängt über dem Schreibtisch eines Freundes. Der als selbständiger Unternehmer natürlich immer viel schafft und plant.
Sein Einkommen, das Image, die Beziehungen, die Gesundheit- die müssen ja irgendwie gepflegt werden und funktionieren. Eine Party ist für ihn niemals nur Party, sondern dient auch der Akquise von Kunden, das Frühstück muss Mineralien liefern für die Knochen, den Waldlauf braucht er gegen seinen hohen Blutdruck. Sogar seine Facebook Seite – mit Bild von der perfekten Unternehmerehe beim Candellight -Dinner- wirbt um Vertrauen der Kundschaft.
Ich weiß nicht, wie das ist, wenn man als freier Unternehmer sich quasi jeden Tag neu erschaffen muss.  Aber ich lese in der Bibel, dass nicht mal Gott das gemacht hat. Da steht ja, dass Gott jeden Tag etwas Phänomenales, nie Dagewesenes erschafft. Licht- Land- Pflanzen- Tiere- Menschen. Aber sogar Gott sagt zu sich selber am Ende jeden Tages: das ist gut! Sehr gut sogar. Und am siebten Tag tut er nichts. Gar nichts. Er nimmt sich nicht mal vor.
Seitdem ist der Sonntag der Tag der Zwecklosigkeit. Da sollen wir Dinge tun, die keinen höheren Zweck haben. Frühstücken, weil es schmeckt. Durch den Wald schlendern, weil es so toll riecht und die Vögel so herrlich zwitschern. Leute treffen, die man lange nicht gesehen hat. Weil das einfach gut tut.
Oder in einen Gottesdienst gehen. Auch so eine Veranstaltung, die keinen Gewinn abwirft. Außer: Ein Gespür für den Moment. Für die Liebe und das, was wirklich wichtig ist. Manchmal, wenn ich in einer Kirchenbank sitze, dann ist mir, als ob Gott hinter mir sitzen würde. Und mir ins Ohr flüstert: Wie schön, dass es dich gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19255
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