Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Frau Schmitt war mehr als 4 Monate im Krankenhaus, mit einer Wunde am Bauch, die nicht zuheilte. Immer auf dem Rücken liegen, an Schläuche angeschlossen, nur künstliche Ernährung, ständig Schmerzen im Bauch und vom ewigen Liegen Rückenschmerzen. Ich habe sie oft besucht; es ging ihr wirklich schlecht. Mal war sie traurig, mal wütend, mal richtig verzweifelt, weil sich einfach keine Besserung einstellte. Eines Tages kam ich und sah sie am Fenster stehen, da wirkte sie ganz zufrieden. Sie hatte ihre Socken ausgewaschen und über die Fenstergriffe gehängt zum Trocknen. Dieses bisschen Hausarbeit hatte sie offenbar beruhigt und zufrieden gestimmt. Ich denke, es war die Hausfrauen-Normalität, die das bewirkt hat: mal ganz kurz nicht eine kranke Patientin sein, sondern Hausarbeit erledigen. So wie sie das jahrzehntelang für die Familie gemacht hatte.

Mir geht das manchmal auch so. Ich komme nach einem langen Arbeitstag nach Hause, den Kopf voll von allem, was ich erlebt habe. Wenn ich dann eine Wäsche auf der Leine im Garten finde, die freundlicherweise von Sonne und Wind getrocknet worden ist, freue ich mich sogar. Ich muss sie nur abhängen und die duftenden Sachen in den Schrank sortieren. Oder wenn der Wäschekorb ruft: ich bin voll, du kannst mal wieder bügeln. Diese verknitterten Sachen glatt zu bügeln, das hat etwas… Das stimmt mich dann fröhlich, sowohl die Hausarbeit selbst als auch das zufriedene Gefühl, wenn alles erledigt ist. Richtig gern setz ich mich dann faul in meine Lieblingsecke auf der Couch. Und irgendwie erinnert mich das an die alte Geschichte in der Bibel. Da wird von Gott erzählt, dass er die Welt erschaffen hat und anschließend ausruhte.

Als Kinder Gottes ist uns das wahrscheinlich auch angeboren: dass wir uns zufrieden fühlen, wenn wir etwas Sinnvolles arbeiten können. Und doppelt zufrieden, wenn die Arbeit getan ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18984
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