SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Der Titel eines Buchs, das ich gerade gelesen habe, lautet: „Das hier ist Wasser“. Es geht dort um die Rede, die ein amerikanischer Lehrer seinen Schülern zum Abschied gehalten hat.

Das Buch fängt mit einem Witz an. Der geht etwa so: Schwimmen zwei Fische im Wasser. Kommt ihnen ein dritter entgegen und fragt: Na Jungs, wie ist das Wasser? Die beiden schauen sich nur an und schwimmen weiter. Nach einer Weile fragt der eine den anderen: Was ist Wasser?

Ich habe den Witz noch nicht gekannt und am Anfang nicht verstanden, was der in dieser Rede verloren hat. Aber dann habe ich gemerkt, dass er doch mehr ist als ein lustiger Aufhänger. Es geht nämlich um Lebenseinstellungen, die ich einfach so drauf habe, ohne drüber nachzudenken. Ich bin wie die beiden Fische: Sie bewegen sich im Wasser ohne zu merken, dass um sie herum Wasser ist. Weil sie nichts anderes kennen. So verhalte ich mich in vielen Situationen auch unbewusst und ziemlich automatisiert. Und darum geht es in dem Buch: also darum, wie ich mich normalerweise unbewusst verhalte und welche Alternativen es dazu gibt.

Zum Beispiel habe ich mich immer wieder beobachtet, wie ich in bestimmten Momenten ziemlich negative Gedanken habe, die mich runterziehen. In der Schlange in der Tankstelle, wenn die Kundin vor mir auch noch kompliziert mit Karte bezahlen muss, wo ich es doch eilig habe. Oder wenn im Verkehr an einer Engstelle das Reißverschlussverfahren mal wieder nicht funktioniert. Wie schnell sind dann die anderen bei mir als Deppen abgestempelt. Das Blöde daran ist nicht nur, dass mich das in eine schlechte Stimmung versetzt, sondern dass es meinen Horizont auch einengt. So, dass ich, wenn ich dann irgendwie reagieren soll, nicht souverän oder charmant reagiere. Sondern eher selber wie ein Depp handle. Aber als Mensch habe ich ja genug Verstand um das zu merken und mich dann für ein anderes Verhalten zu entscheiden.

Wenn ich also merke „Jetzt ist mal wieder so eine Situation, wo ich in das negative Denken verfalle“, kann ich mich für Alternativen entscheiden. Also die Wartezeit im Stau oder in der Schlange an der Tankstelle als Pause nutzen. Und mir dabei sogar Gedanken machen, die mir gut tun. Wenn ich zum Beispiel überlege, auf was ich mich am Wochenende freue.

Es liegt an mir, wie ich denke und wie ich mich dann verhalte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18666
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