SWR3 Gedanken

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Nur langsam fließt das kühle Quellwasser aus dem Rohr. Wir stehen in einem grünen Tal, nicht weit entfernt vom wichtigsten Marienheiligtum in Ruanda. Ganz besonderes Wasser sei es, das hier aus der Erde kommt, erzählt mir meine ruandische Begleiterin. Wundersames Wasser. Es habe schon Menschen von schlimmen Krankheiten geheilt. Darum pilgern sie hier hin. Ich höre zu und schweige. Trifft hier afrikanische Wundergläubigkeit auf meine europäische Skepsis?

Dieser Ort, mitten in Afrika, erinnert mich ein wenig an einen Besuch in Lourdes, dem berühmten Wallfahrtsort in Südfrankreich. Wer je dort war, wird die vielen Menschen mit Rollstühlen und Krücken nicht vergessen, die dorthin pilger. Wie sie vor der Grotte verweilen. Wie sie sich das Lourdeswasser, das dort aus einem Felsen kommt, in mitgebrachte Flaschen  abfüllen. Auch ihm werden wundersame Wirkungen zugeschrieben. Gut möglich, dass manche von ihnen wirklich auf ein Wunder hoffen. Doch Wunder geschehen selten. Nur 69 medizinisch unerklärliche Heilungen hat es in Lourdes gegeben, unter Abermillionen von Besuchern in 150 Jahren. Es wäre wie ein Hauptgewinn im Lotto. Die meisten wissen das auch. Trotzdem fahren viele Menschen immer wieder dorthin. Weil es ihnen gut tut, sagen sie. Weil sie zwar nicht geheilt, aber getröstet und bestärkt von dort zurückkommen. Keine großen Wunder, aber viele kleine sind es offenbar, die der Glaube dort wirkt. Und wie es scheint, überall auf der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18602
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