Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wir Evangelischen haben zwar keine Heiligen – aber es gibt auch Gedenktage. Und heute wird an einen Mann von der Schwäbischen Alb erinnert, der im 19. Jhd. gelebt hat.
Dieser Johann Ludwig Schneller hat als Missionar und Theologe gewirkt. Und er war ganz und gar Pädagoge. Er hat 1860 das Syrische Waisenhaus in Jerusalem gegründet und  Waisenkinder aufgenommen, ganz egal, welcher Religion sie angehörten. Muslimische, christliche und jüdische Kinder haben dort zusammengelebt, und später entstanden weitere Schulen  etwa im Libanon und in Jordanien. Der Lerninhalt von damals ist aktueller denn je: Gegenseitiger Respekt vor der Religion des Anderen, Frieden und Toleranz. Und das wird ganz konkret: Da feiern christliche Kinder nicht nur Weihnachten, sondern alle Kinder, ob sie nun Juden, Muslime oder Christen sind – sie feiern alle auch die Feste ihrer andersgläubigen Klassenkameraden mit.
Die Kinder in der Schneller Schule in Aman in Jordanien zum Beispiel kommen oft aus sehr schwierigen Verhältnissen. Die Schule gibt ihnen nicht nur Bildungschancen, sondern lässt sie auch erfahren: Unsere Religionen müssen sich nicht bekämpfen, sondern haben ganz viel, was uns verbindet! Und es kann Spaß machen, gemeinsam die Feste der Religionen zu feiern und Gott gemeinsam zu danken!
Was wir in den Nachrichten hören, ist ja meist was ganz anderes. Die Hiobsbotschaften aus dem Nahen Ostens jeden Tag in den Nachrichten, es ist zum Verzweifeln. Die Flüchtlinge bei uns und die Frage: Wie soll das alles weitergehen - was ist mit all den traumatisierten Menschen, mit Trauer und Hass?
Es sind viele Fragen. Gerade ein Mensch wie Johann Ludwig Schneller macht mir dabei  Mut. Einer, der seinen Glauben nicht für Streit und Besserwisserei missbrauchte, sondern aus Glauben heraus für Frieden einstand. Der das biblische Wort Schalom, Frieden, nicht nur sagte, sondern lebte.
Er zeigt auch heute noch: Frieden kann wachsen: Jeder noch so kleine Anfang, jeder bei uns willkommen geheißene Flüchtling und jeder Respekt, dem ich anderen entgegenbringe, sind doch Schritte auf dem Weg des Friedens. Gut, dass es solche Menschen gab und gibt, und auch diese Schulen – Orte, die auch heute Segen bringen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18472
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