SWR3 Gedanken

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Was wäre eigentlich, wenn wir die Wörter, die wir sprechen bezahlen müssten? Manchmal stelle ich mir das wirklich vor. Das wäre ein echtes Desaster, oder?. Was müssten da manche Leute zahlen! Oder schlimmer noch, dann könnten ja die Reichen viel mehr reden als die Armen. Darum ein anderes Gedankenspiel: angenommen, jeder könnte nur genau so viele Wörter aussprechen, wie er zuvor gehört hat. Also nur so viele Worte ausgeben wie er eingenommen hat. Das stelle ich mir gar nicht so schlecht vor.

Ich glaube dann wäre ich automatisch viel vorsichtiger mit dem, was ich so von mir gebe. Ich würde mir gut überlegen, ob es sich lohnt, für das, was ich sagen will, die Wörter auszugeben. Lügen oder Beleidigungen würden sich dann vielleicht gar nicht mehr lohnen. Oder die Beleidigung müsste mir richtig was wert sein. Ansonsten reine Wortverschwendung. Auch um Unsinn zu reden, wären mir die Wörter viel zu kostbar.

Das ist natürlich nur ein Gedankenspiel. Ich bin darauf gekommen, weil ich manchmal das Gefühl habe, dass zu viel gedankenloses Gerede viel kaputt macht. Viele Missverständnisse und Streitigkeiten entstehen ja dadurch, dass Menschen zu viel aufeinander einreden statt einander zuzuhören. Aber gerade weil Wörter unbegrenzt benutzt werden können, lohnt es sich darüber nachzudenken, wie ich sie benutze. Ob ein Kommentar wirklich sinnvoll ist. Ob es wirklich nötig ist, mit Worten zu verletzen.

Oft! ist es wirklich besser sparsam mit meinen Worten umzugehen, Denn sprechen kann ich, was immer ich will, aber zurücknehmen kann ich nichts, was ich gesagt habe. Daher wäre es nicht schlecht, wenn ich mir vorher überlege, was ich wirklich sagen will und wann es besser ist, einfach zuzuhören.

Der Schriftsteller Gottfried Keller sieht das mit Humor. Er schreibt: „Mehr zu hören als zu reden!, Solches lehrt schon die Natur. Sie versah uns mit zwei Ohren, doch mit einer Zunge nur.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18195
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