Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Vor mir ein Foto: ein kleiner Junge, vielleicht 3, läuft auf stämmigen Beinchen durch die Dünen an der See. In der Nähe voller Bewunderung seine Mami, die ihren Sohn über alles liebt und versucht, seinen Weg in die Welt so leicht wie möglich zu machen. Ein behütetes Kind, aber gerade das macht ihn anfällig für die Hänseleien der anderen Kinder. Und weil er raue Worte nicht gewohnt ist, hat Mamis Liebling es später in der Schule schwer. Sport ist nichts für ihn, er ist etwas pummelig und nicht so schnell wie die anderen, aber er interessiert sich für vieles, wird für sein Alter schon früh ein wandelndes Lexikon. Eher ein altkluges Kind, weil er natürlich den Kontakt mit Erwachsenen einfacher findet als den mit den anderen Kindern. Da weint er manchmal sogar. Obwohl er nach wie vor Mamis Liebster ist, läuft sein Leben nicht rund; er spürt, dass er es gern anders hätte. Aber keiner kann aus seiner Haut raus, das merkt er immer wieder.
Er beschließt trotzdem, ein Sportler zu werden und Handball zu spielen. Nach wie vor pummelig und nicht so schnell, ist er aber ein guter Torwart. Macht sich breit, streckt die Arme aus und wehrt erfolgreich die Bälle der gegnerischen Mannschaft ab. Dafür schätzen ihn die schnellen Läufer seiner Mannschaft; auch durch seine Hilfe gewinnen sie oft. Er wird „der Chicago“; nach dem Schriftzug auf seinem Sweatshirt genannt.
Mir gefällt das und es imponiert mir. Ich schau ja gern auf meine Schwächen und ärgere mich darüber. Wie blöd! Der „Chicago“ lässt sich auf Dauer nicht einschüchtern von den Schwierigkeiten des Lebens, sondern er verwandelt seine Schwäche in Stärke. Rennen kann er nicht so gut, als Torwart ist das auch nicht nötig. Aber kraftvoll die Bälle abwehren, kann er, und damit fährt er die Siege ein.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17180
weiterlesen...