SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wenn unser kleiner Sohn seinen Brei isst, dann muss ich manchmal an die Taufe denken. Das finden Sie komisch? Ich will versuchen zu erklären, wieso mir bei Gemüsebrei und Spinat die Taufe einfällt:
Richtig essen kann unser Kleiner noch nicht, er wird gefüttert. Aber er versucht zu helfen. Er greift mit den Händen in den Brei oder er versucht, sich den Löffel in den Mund zu stopfen. Das geht meistens schief. Aber mit einem Wisch mit dem Lätzchen sieht sein Gesicht schon wieder anders aus, sauber eben. Die schlimmsten Spuren des genussvollen Essens mit vollem Körpereinsatz sind beseitigt, mein Sohn lacht mich freudestrahlend an. Die Wäscheberge, die durch die ganze Schmiererei entstehen, sind mir egal. Ich freue mich einfach darüber, dass er sich so freuen und genießen kann. Ich hab ihn halt einfach lieb.
Und jetzt kommt die Taufe: Mit der Taufe ist es so ähnlich. Vieles im Leben gelingt mir nicht, es geht schief oder läuft nicht so wie geplant. Das macht mir das Leben manchmal richtig schwer. Aber ich bin getauft. Und wir Christen glauben: Damit ist das Alte und Belastende im Leben abgewischt. Mit ein wenig Wasser, dreimal über den Kopf gegossen. Alles ist neu, frisch. Ich bin wie neu. Und das alles, weil Gott mich lieb hat.
Natürlich ist das Wasser meiner Taufe so viele Jahre später längst wieder getrocknet. Aber die Wirkung ist noch immer da. Ich bin ein erfrischter Mensch. Und einer hat sich meiner angenommen, weil er mich lieb hat. Gott. Er hat bei der Taufe zu mir gesagt: Du bist mein geliebtes Kind. An dir habe ich meine Freude. Und das, was daneben geht in deinem Leben, das wische ich ab. Ich sorge dafür, dass du dich immer wieder frisch und rein fühlst.
Das ist jedes Mal ein neuer Anfang. Ich darf es noch einmal versuchen und ich weiß, dadurch lerne ich, werde täglich besser. Das ist das das Geschenk der Taufe.
Das zeigt mir unser kleiner Sohn, der auch bei jedem Versuch besser lernt zu essen.

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