SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

 „Man könnte sich den ganzen Tag aufregen. Aber man ist nicht verpflichtet dazu." Den Satz habe ich mir auf meinen Schreibtisch gestellt. Weil ich mich ständig aufregen könnte.
Das geht schon morgens los- im Auto. Stop and go. Überall verstopfte Straßen. Beim Warten höre ich die Nachrichten. Aber die machen es auch nicht besser. Obama will einen Militärschlag gegen Syrien. Putin will es nicht wegen der eigenen Macht. Da könnte ich mich aufregen. Dabei habe ich mich vom NSA- Abhörskandal noch gar nicht abgeregt.
„Man könnte sich den ganzen Tag aufregen. Aber man ist nicht verpflichtet dazu." Nein, aufregen ist nicht die erste Bürgerpflicht.
Ehrlich gesagt rege mich vor allem deshalb auf, weil ich enttäuscht bin. Dass die Straßen ständig verstopft sind. Dass die Großmächte das nicht besser hinkriegen mit Syrien- wo ich doch so auf Obama gehofft habe. Da könnte man doch glatt den Glauben an das Gute in der Welt verlieren, oder?
Jesus hat Obama und Putin nie gekannt. Und den NSA auch nicht. Aber er ermahnt uns eindringlich: Träumt euch die Menschen nicht besser als sie sind! Gut- das ist Gott allein. Menschen können gut sein, wenn sie mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten. Von sich aus sind Menschen eher schwach- trotz guten Willens.
Wenn man also Menschen, Regierungen und Einrichtungen einfach ein bisschen realistischer sehen kann, ist die Enttäuschung nicht so groß. Und man muss auch nicht den Glauben ans Gute verlieren.
Weil das Gute nicht damit steht und fällt, dass Menschen gut sind. Gott allein ist gut. Und kann uns dazu inspirieren, selber gut zu sein. Und mit der Kraft, die dann frei wird, denen, die sich schwer tun mit ihrem Auftrag, ein bisschen auf die Sprünge helfen. Oder sich ihnen in den Weg zu stellen.
Ja, wir könnten uns den ganzen Tag aufregen, aber wir sind nicht verpflichtet dazu!

 

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