SWR2 Wort zum Tag

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Er ist längst zu einem Symbol für Freiheit und Versöhnung geworden - Nelson Mandela. In diesen Tagen denken weltweit Tausende an den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger.
Mandela hat gesagt: „Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen lernen erst den Hass. Wenn Menschen aber den Hass lernen können, dann kann ihnen auch gelehrt werden zu lieben. Denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als Hass". Davon war der erste frei gewählte schwarze Präsident Südafrikas überzeugt. Und in dieser Überzeugung hat er1996 eine Kommission für „Wahrheit und Versöhnung" eingesetzt. Um die politisch motivierten Verbrechen während der Zeit der Apartheid aufzuarbeiten: Das Leid jedes einzelnen Opfers sollte zur Sprache kommen und die Täter ihre Taten öffentlich bekennen. Damit Versöhnung geschehen kann.
Mandela war selbst 27 Jahre lang Gefangener des Apartheidregimes. Für ihn, den Freiheitskämpfer, blieb der Weg der Versöhnung alternativlos - damit seine Vision von der bunten und friedlichen „Regenbogennation" Wirklichkeit werden kann.
Nun wird niemand ernsthaft behaupten, dass dieser Versöhnungsprozess in Südafrika schon abgeschlossen ist. Versöhnung braucht viel Zeit. Bevor Versöhnung möglich ist, muss man den Tätern vergeben können. Das lässt sich nicht von außen einfordern, das bleibt manchmal eine unerträgliche Zumutung.
Mandela aber hat unerschütterlich geglaubt, dass Versöhnung geschehen kann. Dies hat mich immer wieder tief beeindruckt. Denn wie schwer fällt es schon in den ganz kleinen Dingen des Alltags: meine Fehler einzugestehen und um Entschuldigung zu bitten oder wirklich zu vergeben: Im Matthäusevangelium heißt es ziemlich herausfordernd:  „Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder oder deine Schwester etwas gegen dich haben, dann lass die Gabe vor dem Altar stehen und versöhne dich erst mit deinem Bruder oder deiner Schwester." Für mich bedeutet das: Wenn Gott solches von mir verlangt, dann traut er mir wohl auch zu, dass ich fähig bin: zu vergeben und mich zu versöhnen. Und ebenso darf ich darauf vertrauen, dass auch mein Gegenüber fähig und bereit zur Versöhnung ist. Oder wie Mandela gesagt hat: „Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen."

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