SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Morgen ist Sonntag. Ruhetag. Und zur Einstimmung möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen:
Wieder einmal fanden sich die Wochentage zu ihrer jährlichen Konferenz zusammen. Alsbald entbrannte ein heftiger Streit um die Frage, wer von ihnen denn wohl am fleißigsten sei. Stolz warf sich der Donnerstag in die Brust: „Die Ehre gebührt ja wohl mir. Wenn ich dran bin, schuften die Menschen von früh bis spät. Ich sage nur: Dienstleistungsabend."
Da wollte sich sein Nachbar, der Mittwoch, nicht lumpen lassen: „Sieh an, da hat wohl einer in den letzten Jahren geschlafen. Mittlerweile gilt das ja wohl an jedem Werktag. In den Supermärkten wird geschuftet von früh bis spät. Gefaulenzt wird doch erst am Samstag."
Empört setzte sich der Samstag zur Wehr: „Es scheint eurer geschätzten Aufmerksamkeit entgangen zu sein, wie sehr sich die Menschen bei meinem Erscheinen abhetzen. Einkaufen, Auto waschen, Kuchen backen. Ist das etwa kein Fleiß?"
„Ja", schrie da der Montag dazwischen, „die eigentliche Katastrophe ist doch wohl der Sonntag. Hemmungslos schlafen sich die Menschen aus, sitzen in aller Gemütlichkeit beim Frühstück oder vergeuden ihre Zeit in der Kirche. Machen nichts anderes als sich auszuruhen oder frohe Feste zu feiern. Soll sich doch der Sonntag endlich anpassen oder wir schaffen ihn ab."
Der wiederum blinzelte nur gelassen und meinte dann: „Niemand soll mich abschaffen. Was würdet Ihr denn ohne mich tun? Wenn es Sonntag ist, atmen die Menschen auf. Sie ruhen ihre Körper aus und lassen ihre Seele baumeln. Mit anderen Worten: Sie sammeln Kraft für Euch. Mich abschaffen? So blöd kann man gar nicht sein."
Da war es still in der Konferenz der Wochentage. So hatte es noch keiner betrachtet. Und seit diesem Tag hatte der Ruhetag seine Ruhe.

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