Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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"Ich bin ja nicht verpflichtet, aus meinem Leben eine Karriere zu machen. Das ist ein enormer Zuwachs an Freiheit." Das schreibt die Lepraärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau. Genau diese innere Freiheit hat dazu geführt, dass sie dann doch Karriere gemacht hat, wenn auch anders. Ruth Pfau ist eine bekannte Frau und hoch angesehen. Sie ist u.a. Trägerin des Ramon-Magsaysay-Awards, des asiatischen Friedensnobelpreises. Und sie hat einige Ehrungen des Landes Pakistan bekommen. Jetzt ist sie 82 Jahre alt und blickt auf ein erfülltes Leben zurück. 

Und sie ist nach wie vor aktiv engagiert. Anfang der 60er Jahre hat sie in der Hauptstadt von Pakistan ein Leprabehandlungszentrum gegründet. Seit ihrem ersten Besuch in einer Leprakolonie hat sie das Leid dieser Menschen nicht mehr losgelassen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz ist die Lepra in Pakistan unter Kontrolle. So manches Abenteuer hat sie dabei erlebt.

Einmal hat sie eine 13-jährige Leprakranke aus einer Berghöhle befreit. Die Dorfbevölkerung hatte sie dort zwei Jahre zuvor eingemauert, aus Angst vor Ansteckung. Die Frau ist inzwischen erwachsen, verheiratet und Mutter von vier Kindern. 

Ruth Pfau lebt mit ihren 82 Jahren immer noch in Pakistan. Warum hat sie ihr abenteuerliches Leben nicht längst gegen ein beschaulicheres Rentnerdasein in der deutschen Heimat eingetauscht? Aus Liebe zu den Menschen in Pakistan, die ihr ans Herz gewachsen sind; und aus Liebe zu diesem Land, das sie so sehr fasziniert.  Auch wenn sie darunter leidet, dass die Frauen noch längst nicht gleichberechtigt sind und dass der Terrorismus zunimmt. 

Ihre Liebe und Treue zu den Menschen dort ist für Ruth Pfau Ausdruck ihrer Liebe und Treue Jesus Christus gegenüber. Sie schreibt: 'Jesus Christus war Gott und ist in unser Leid eingetaucht, in die letzte unsinnige Unverständlichkeit, in das Grauen des Grauens. Und ich habe versprochen, ihm nachzufolgen - in einer raschen und jugendlichen Unbekümmertheit, in einem Griff nach den Sternen, und in einem Alter, in dem man noch nicht weiß, was man tut (sonst würde man es nicht tun). Und dieses Ja hat mich durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens getragen.' 

Anregungen zu dieser Ansprache habe ich erhalten von dem Artikel über Ruth Pfau von Dorothee Wanzek "Ich will mein Ja nicht zurücknehmen" in der Zeitschrift "Glaube verbindet.", Benno-Verlag Leipzig, Ausgabe "Ostern 2012", S. 4-7, und aus mehreren Büchern über Ruth Pfau, die ich besitze.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14725
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