SWR3 Gedanken

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In unserer multikulti-Zeit
können wir es uns vielleicht wieder besser vorstellen,
wie das war in so einer orientalischen Gesellschaft:

Josef, der Zimmermann, verlobt mit einer jungen Frau aus dem Dorf,
erfährt irgendwie: Mirjam ist schwanger.
Und jedenfalls offensichtlich von einem anderen Mann.
Weil dass er noch nicht mit ihr zusammen war, das weiß er ja mal mindestens.

„Ehrenmord" - das ist kein gutes Wort.
Damals wäre es jedenfalls eine beinah alltägliche Reaktion gewesen,
in Galiläa, Israel, vor zweitausend Jahren.
Wäre sogar religiös begründet gewesen:
Steinigung bis zum Tod für Ehebrecher.

Aber der Zimmermann tickt offensichtlich anders.
Er vergisst, dass er als der gehörnte Verlobte dastehen könnte.
Ihm ist das anscheinend gleichgültig.
Er nimmt seine Verlobte Mirjam Maria zu sich, berichtet die Bibel.
Er wird dem Kind ein guter Vater,
auch ohne wahrscheinlich der Vater zu sein.

„Das ist doch der Sohn des Zimmermanns",
sagen sie später im Dorf über Jesus, den Sohn der Maria;
die haben ja keine Ahnung von der ungeklärten Vaterschaft.
Ist doch einer von uns, meinen sie - was hat der uns von Gott zu erzählen...
Der Sohn des Zimmermanns - und Josef steht vielleicht daneben.
Er denkt und fühlt, dass sie Recht haben, irgendwie ist er der Vater -
obwohl er es ja eigentlich besser weiß.

Das, finde ich, ist die wirkliche Größe des Zimmermanns Josef aus Nazaret:
Dass er treu gewesen ist, obwohl doch alles gegen diese Treue sprach.
Vielleicht ist ihm ja wirklich ein starker Engel erschienen...,
so wie das die Bibel erzählt.
Eine unwahrscheinliche Geschichte; soll beweisen,
dass da wirklich ein ungewöhnliches Kind unterwegs ist.
So eine Geschichte steht am Anfang von Weihnachten...

Der Rest von heute - und dann noch acht Tage
bis zu dessen GeburtstagsFest -  gute Adventszeit allen!

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