SWR3 Gedanken

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Vor einem Jahr erst ist er nach Deutschland gekommen, der junge Mann aus Westafrika. Nun sitzt er zerknirscht im Büro unserer Hochschulgemeinde. Daheim hatte er schon einen Beruf, doch ein Diplom aus Deutschland ist in seinem Land das Größte. Also ist er aufgebrochen zu uns, ins gelobte Land. Doch so paradiesisch, wie sie in seiner Vorstellung war, ist die deutsche Realität leider nicht. Nach nur wenigen Monaten war das mitgebrachte Geld weg, ein Job neben dem Studium nur schwer zu bekommen. Nun hat er Schulden, kann seine Miete nicht mehr zahlen, isst manchmal bei Bekannten aus Afrika. Ein Gestrandeter im vermeintlichen Paradies. Dort, wo er doch das gelobte Land vermutet hatte. Er ist kein Einzelfall.

Das Land, wo Milch und Honig fließen, gab es schon in der Bibel. Allerdings auch dort nur als Verheißung. Versprochen wurde es dem Volk Israel. Vom mächtigen Nachbarn beherrscht und unterdrückt erscheint dem Volk ein Ausweg kaum möglich. Mitten hinein in diese Hoffnungslosigkeit macht Gott seinem Volk ein Versprechen. Er will es aus seinem Elend herausführen in jenes besagte Land eben, wo Milch und Honig fließen. Jahre später erst, nach einer beschwerlichen Reise, kommt das Volk tatsächlich dort an. Milch und Honig fließen auch dort nicht von selbst. Doch das verheißene Land öffnet ihnen neue Möglichkeiten, bietet Chancen, die es vorher nicht gab. Durch eigene Anstrengung und mit Gottes Hilfe können sie dem erträumten Paradies hier zumindest näher kommen. Genau genommen ist das gar nicht so verschieden von jener Situation, in der viele junge Menschen aus Afrika heute von ihrem gelobten Land träumen. Wo immer es auch letztlich liegen mag.

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