SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Everybody needs a hobby. What's yours?" - „Jeder hat ein Hobby. Und was ist Deins?" Im Vorspann zum neuen James-Bond-Film habe ich diese Fragegehört. Und was antwortet wohl ein James Bond darauf? „Resurrection - Auferstehung!". Als ich diese Antwort gehört habe, musste icherst mal schmunzeln. Auferstehen, so, so und wie oft in der Woche macht er das? Von Jesus hat man das ja nur ein einziges Mal gehört, dass er auferstanden ist. Von Hobby kann bei ihm also keine Rede sein. Aber Spaß beiseite. Es ist wirklich eine Idee, über die man als Christ nachdenken kann. Ich glaube, dass die Auferstehung nicht nur eine Sache ist, die das Leben nach dem Tod betrifft. Sie gilt auch für das Leben vor dem Tod. Und das muss nicht so spektakulär sein wie bei James Bond. In einem Lied heißt es: „Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung".

Ich kenne es aus meinem Alltag, dass ich lebensfreundlich und lebensfeindlich mit mir und anderen umgehen kann. Lebensfeindlich bin ich zum Beispiel, wenn ich bei mir immer nur das Schlechte sehe und blind bin für das Gute. Klar, will ich kein Selbstblender sein, der das Schlechte verdrängt. Aber wenn ich dem Schlechten mehr Wert gebe als dem Guten, das ich vielleicht auch geschafft habe, dann ist das lebensfeindlich. Die Folge ist dann nur, dass ich mich schlechter fühle und mir weniger zutraue. Wenn ich das als Lehrer mit den Schülern so mache, wird es noch deutlicher: Wer kann denn persönliche Fortschritte und Leistungen erbringen, wenn man ihm immer seine Fehler vorführt und ihm nie sagt, was er kann? Wenn ich Leben will, muss ich das Leben auch fördern. Im wahrsten Sinn des Worts „Lebenskultur" schaffen.

Eine solche Lebenskultur sieht für mich nicht blauäugig über das Verbesserungswürdige hinweg. Aber wenn ich sie praktiziere, dann sehe ich erst mal beide Seiten, das Gute und das weniger Gute, und ich bewerte nicht den ganzen Menschen nach dem, was er geleistet hat. Auch nicht mich. Oft liegt der Schluss ja nahe: Mist gebaut, also bin ich ein Versager. Vielleicht muss ich mir dann aber sagen: Das oder jenes hat schon geklappt, hier habe ich Mist gebaut. Ich tue, was ich kann und nächstes Mal schaff ichs vielleicht besser.

Dass ich mein Denken so verändere, braucht natürlich regelmäßig Übung, in der ich meinen Tag mit diesen lebensfreundlichen Augen anschaue. Aber ohne Übung kein Hobby. Das müsste auch James Bond wissen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13993
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