Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich soll man nachts ja schlafen und sich erholen. Das gelingt mir aber nicht immer. Ab und zu liege ich wach. Dann werden manchmal kleine Probleme und Aufgaben, die noch vor mir liegen, ganz groß und Angst erregend. „Wie soll, wie kann ich das nur schaffen", denke ich dann und wälze mich von einer Seite auf die andere. Am nächsten Morgen ist die Angst vorbei alle Probleme sind wieder aufs rechte Maß gestutzt. Meist erledige ich dann diese Sache recht schnell, damit sie mich nicht nachts noch einmal unnötig quält. Das Probleme nachts größer sind als tagsüber erfährt auch Jakob, der Stammvater des Volks Israel. Die Bibel erzählt das als Kampf mit Gott in der Nacht. Jakob war mit seiner ganzen Familie auf dem Weg zu seinem Bruder, mit dem er sich versöhnen wollte. Eine schwere und unangenehme Aufgabe. Alles hatte er schon über den Fluss geschafft, der im Weg lag. Nur er selbst war noch am anderen Ufer.  Eigentlich gab es kein zurück mehr. Doch dann, in der Nacht kommen die Zweifel und die Ängste: „Kann das gut gehen?" Erst am Morgen, als die Sonne aufgeht, weicht die Angst. Die Bibel erzählt, dass Jakob Gott um seinen Segen bittet. Den bekommt er auch. Dann zieht er weiter. Seine Entscheidung steht. Er will dem Bruder begegnen. Aber er hinkt seitdem. Spurlos ist das Ganze nicht an ihm vorübergegangen. Mir gefällt diese Geschichte, denn ich finde meine eigenen Gefühle darin wieder, wenn ich nachts wach liege. Und den Segen Gottes zu erbitten für das, was vor mir liegt, ist nicht die schlechteste Vorbereitung auf einen neuen Tag. Ganz egal, ob ich mutig und forsch hinein gehe oder hinkend und zögerlich mit kleinen Schritten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13653
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