Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Zum Lachen bitte in den Keller!" Das Schild im Mainzer Dommuseum ist mehr als nur ein Hinweis. Es zeigt, wo die Ausstellung „Seliges Lächeln und höllisches Gelächter" zu finden ist. Nämlich im Keller des Museums. Aber das Schild passt auch zum Thema der Ausstellung. Es geht um das Lachen im Mittelalter. Und da galt das laute und herzhafte Lachen meistens als höllisch, als „Rutschbahn ins Verderben", wie es der Museumsdirektor auf den Punkt bringt. Zum Lachen in den Keller? Das ist mir völlig fremd. Ich lache gern und oft und fast immer mit anderen Menschen  zusammen. Ich lache mal im Garten, mal in der Küche, mal mitten in der Stadt. Nur ganz selten im Keller. Lachen tut mir gut. Mich richtet ein herzhaftes Lachen auf, es befreit, macht das Leben leicht und schön. Wie gut, dass es auch im Mittelalter Leute gab, die das ganz ähnlich sahen. Denn da gab es nicht nur das höllische Gelächter, sondern auch das selige Lächeln, das befreite und glückliche Lachen.  Johannes Klimakos, ein griechischer Gelehrter aus dem 7. Jahrhundert sagt: „Gott will, dass der Mensch aus Liebe zu ihm in seiner Seele lache und fröhlich sei." Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen. Gott will, dass ich und alle Menschen fröhlich sind, dass sich die Freude und die Liebe in dieser Welt ausbreitet. Und dazu gehört nun mal das Lachen. Trotzdem haben sich die Theologen viele Jahrhunderte gestritten, ob Jesus wohl gelacht hat. In der Bibel kommt kein  lachender Jesus vor. Und auch Bilder mit einem lachenden oder lächelnden Jesus sind selten. Aber die Experten sind sich sicher: Jesus war ein Mensch. Da wird er auch gelacht, zumindest „selig gelächelt" haben. Denn das Lachen ist zutiefst menschlich, es gehört wesentlich zum Menschsein dazu. Kein Tier lacht. Nur der Mensch. Der Gedanke gefällt mir. Und genau so komme ich auch aus dem Museumskeller zurück. Mit einem Lächeln auf den Lippen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13464
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