SWR3 Gedanken

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Endlich hat es für Chrisi geklappt. Sie hat eine Stelle! Sie arbeitet jetzt sogar in dem Bereich, den sie gelernt hat. Mit Blumen kennt sie sich aus. Chrisi ist von Geburt an schwerbehindert.  Sie ist weder faul noch dumm, aber sie kann in vielen Bereichen eben nicht so, wie ein anderer Mensch ohne diese Behinderung. Sie braucht für viele Sachen mehr Zeit. Ihr muss man manche Dinge vielleicht auch zweimal sagen und ganz so belastbar ist sie auch nicht.

Aber jetzt geht es ihr gut. Mit Arbeit, mit dem Gefühl gebraucht zu werden, geht es ihr wieder gut. Davor war sie lange traurig und verzweifelt. Sie wollte nicht mehr leben, weil sie keine Perspektive hatte. Hatte schwere Depressionen. Keine Arbeit zu haben macht krank. Auch wenn man behindert ist.

Mich macht das manchmal richtig wütend. Da strampeln sich die Menschen ab und es wird einfach nichts. Sie werden irgendwie von der Gesellschaft und der Bürokratie herumgeschubst und kriegen keinen Fuß auf die Erde. So was gibt es ja auch. Und da hilft eben nur: Sich einmischen, sich für diese Menschen einsetzen, wie es die Sozialverbände, die Caritas oder die Diakonie tun. Man muss für Menschen in prekären Lebensverhältnissen schreien, finde ich. Und das heißt eben auch versuchen politisch zu wirken und zu handeln.

Denn mit „Gott hat dich lieb" würde man viele nur vertrösten - ein Vorwurf, den sich Kirchen vor langer Zeit haben gefallen lassen müssen. Das wollen sie nicht mehr, deshalb schreien sie für die Schwachen. Auch wenn das manchmal schwerfällt, weil man manchmal nicht mehr sieht, wie man denn noch helfen könnte.

Dann hilft vielleicht nur noch so eine Geschichte wie die von Chrisi. Weil sie Mut macht und wieder Hoffnung gibt, dass es einmal besser wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13058
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