SWR3 Gedanken

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Gott erwartet von uns ... So beginnt ein Satz in einer E-Mail, die ich neulich bekam. Der Schreiber scheint es ganz genau zu wissen, was Gott so alles von uns will. „Gott will es." Mit diesem Schlachtruf zogen vor 800 Jahren schon die Kreuzritter in Richtung Jerusalem. Mit derselben Überzeugung ziehen noch heute immer wieder Menschen gegen andere zu Felde. Weil sie genau zu wissen glauben, was Gott von ihnen will. Egal, um was es dabei geht, sie stehen immer auf der richtigen Seite und die Anderen eben nicht. Denn Gott will es ja so. Wenn ich über Gott rede oder schreibe, erlaube ich mir immer öfter Fragezeichen, statt dicker Ausrufezeichen. Leise Töne, statt dröhnender Wahrheiten. Nicht weil ich zweifele, ob es ihn gibt. Aber der Gott der Bibel kann eigentlich nicht in engen Denkgebäuden gefunden werden. Wenn er tatsächlich ein Gott des Lebens ist, dann ist er auch genau da zu finden. In diesem Leben. In jedem Leben. Genau so schön und traurig, so bunt und widersprüchlich und auch so geheimnisvoll und unverständlich es manchmal ist. Und was wäre das auch für ein Gott, der völlig berechenbar ist? Den ich meine, schon ganz durchschaut zu haben? Eine Art Dienstvorgesetzter im besten Fall, der meine begrenzte Weltanschauung rechtfertigt. Der geheimnisvolle und oft so widersprüchliche Gott der Bibel aber, nach dem Menschen seit ewigen Zeiten suchen, kann es eigentlich nicht sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13008
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