SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wer sucht, der findet. Sagt der Volksmund. Bei mir klappt das allerdings nicht immer. Das, sehe ich in meiner Sockenschublade. Denn da fristen ganz viele Single-Socken ihr trauriges Dasein. Single-Socken sind solche, deren Partner auf mysteriöse Weise in der Waschmaschine verschollen ist. Sie werden das wahrscheinlich auch kennen.
Es gibt unzählige Verschwörungstheorien zur verlorenen Socke in der Waschmaschine. Das alles interessiert mich nicht. Denn Fakt ist: die eine Socke ist weg und die andere noch da.
Also weg mit der noch vorhanden Socke in die Schublade. Eigentlich könnte ich die ganzen Single-Socken auch wegwerfen, ich habe ja noch genug vollständige Paare. Und ich habe das ja nun schon oft genug erlebt: Suchen bringt nichts. Von wegen: Wer suchet, der findet. Weg ist weg. So ist das bei mir.
Aber jedes Mal, wenn wieder eine Socke verloren gegangen ist, muss ich denken: Ganz anders ist die Sache bei Gott. Er gibt das Verlorene nicht so schnell auf, er sucht. Und zwar ganz gründlich. So wird im Lukasevangelium folgende Geschichte erzählt: Da ist ein Hirte, der hundert Schafe hat. Auf seiner Wanderung verliert er ein Schaf. Als er das merkt, begibt er sich auf die Suche. Er geht den ganzen Weg zurück bis er sein eines Schaf wieder findet. Auf seinen Schultern trägt er es zurück zur Herde.
Jesus hat diese Geschichte erzählt und dazu gesagt: So ist Gott. Er ist der Hirte und die Schafe sind wir Menschen.
Neulich musste zum Beispiel ich so gesucht werden. Nicht weil ich mich verlaufen hatte, sondern weil ich mich verrannt hatte. In meinem Terminkalender. Ein Termin jagte den anderen, ich war nur noch unterwegs, hatte aber für nichts mehr richtig Zeit. Dadurch wurde ich immer ungeduldiger und gereizter. Und keiner konnte es mir recht machen. Irgendwie kam ich aus der Situation nicht mehr raus. Total verrannt und festgefahren. Alleine konnte ich das Problem nicht lösen.
Aber zum Glück stellt Gott uns Menschen zur Seite, die uns nicht aufgeben. So empfinde ich das zumindest. Und so hat eines Tages das Telefon geklingelt, ein guter Freund war dran, der nur kurz gesagt hat: „Heute Mittag um eins gibt's Mittagessen. Bei mir. Bis dann." Er hat mich aus der verrannten Situation rausgeholt, weil er einfach alles durcheinander gebracht hat.
Ich glaube, dass war ein Hinweis von Gott. Denn Gott gibt nicht auf beim Suchen, weil er noch genug andere hat. Jedes verlorene Schaf ist ihm wichtig. Er achtet auf jedes Einzelne. Für Gott gilt wirklich: Wer sucht, der findet. Gott sei Dank!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12986
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