SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Dicke Wolken türmen sich am Himmel. Ein böiger Wind treibt Regenschauer vor sich her. Den Spaziergang haben wir trotzdem gewagt. Unterwegs reißt plötzlich die Wolkendecke vor uns auf und ein Stück blauer Himmel kommt zum Vorschein. Sogar ein paar Sonnenstrahlen fallen durch den Dunst, bringen die feuchten Wege zum glitzern. Ein beeindruckendes Schauspiel. Ein Bild wie dieses habe ich mir immer vorgestellt, wenn  ich in der Bibel lese, dass der Himmel sich öffne. In der Geschichte von der Taufe Jesu etwa wird davon erzählt, wie er den Himmel offen sieht
Der offene Himmel. Ein grandioses Bild, finde ich. Eines, das die Phantasie beflügelt. Als ich vor vielen Jahren mein Abiturzeugnis in Händen hielt, da hat man uns noch gesagt, die Welt stünde uns nun offen. Das hörte sich großartig an. Dass es reichlich übertrieben war, haben wir schon ein paar Jahre später gemerkt. Bei der mühsamen Suche nach einem Job. Nein, es ist immer nur ein kleiner Ausschnitt der Welt, der mir wirklich offen steht. Mal größer, mal kleiner, aber leider immer nur begrenzt.Der offene Himmel ist so ein Bild dafür, dass da noch mehr sein kann als die begrenzte Welt. Mehr als ich sehen, hören oder beschreiben kann. Aber vielleicht erahnen.  Zum Beispiel, wenn ich eine Hoffnung einfach nicht aufgebe, obwohl aller Augenschein dagegen spricht. Wenn ich noch glauben kann, trotz all der Zweifel, die sich in meinem Verstand breit machen. Und nicht zuletzt, wenn ich jemanden lieben kann. Ohne Bedingung, ohne Anspruch auf Belohnung oder irgendeine Gegenleistung. Völlig irrational. Einfach so. Dann ist es so, als ob mir der Himmel ein kleines Stück offen steht.

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