SWR2 Wort zum Tag

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Die Kirche feiert immer noch Ostern, auch wenn das Datum des Osterfestes bereits einige Wochen zurück liegt. Ostern stellt den Sieg und den Sinn des von Gott geschenkten Lebens in den Mittelpunkt. Es ist gut, nicht so schnell zur Tagesordnung überzugehen, auch wenn sich der Alltag mit seinen Problemen längst wieder in den Mittelpunkt gedrängt hat. Weiter an dieses Fest des Lebens zu denken ist gut, denn wir erleben tagtäglich, wie bedroht und verletzlich unser Leben ist.

(Die Medien sind voll davon.) Wenn die Kinder morgens das Haus verlassen, weiß ich nicht, ob ich sie abends gesund wiedersehe. Wenn ich mich mit dem Auto in den Verkehr begebe, kann ich nicht sicher sein, wohlbehalten ans Ziel zu kommen. Der internationale Terrorismus hat der Missachtung und Bedrohung menschlichen Lebens noch einmal eine ganz neue, entgrenzte Dimension verliehen. Das Leben ist nicht irgendwo auf der Welt gefährdet, in einer bestimmbaren, überschaubaren Region. Die Terroranschläge der RAF, die derzeit wieder stark in Erinnerung gerufen werden, die jüngsten Terrordrohungen gegen amerikanische Einrichtungen in Süddeutschland – dies alles macht uns deutlich, dass sich die Bedrohung mitten in unser Leben hineingedrängt hat. Was vielleicht einmal Erfahrungen an den äußersten Grenzen unseres Lebens und unseres Bewusstseins gewesen sind, ist nun ins Zentrum gerückt. „Mitten in dem Leben sind wir vom Tod umfangen“, sagt ein altes Kirchenlied. Wie aktuell! Und weil dies alles so ungreifbar ist, verunsichert es uns zutiefst. Viele Menschen haben die ursprüngliche Fähigkeit verloren, dem Leben zu trauen. Dagegen helfen auch keine verschärften Gesetze.

Ist Ostern, ist das Fest des unbesiegbaren Lebens eine Illusion? Wird die Sicherheit in ein Jenseits verlagert? Das wäre zu oberflächlich. Aber wie können wir das Leben wieder ins Hier und Jetzt zurück holen? Der Osterglaube kann keine äußere Sicherheit vermitteln. Die gibt es nicht. Aber Ostern will uns vertrauen helfen: vertrauen darauf, dass uns keine noch so dunkle, ungreifbare Macht von Gottes Liebe trennen kann. Wir dürfen vertrauen, dass unser Leben einen Halt und einen Sinn hat, auch wenn wir noch so verunsichert sind. Das beseitigt unsere bedrängenden Probleme nicht. Aber vielleicht gibt es uns – trotz aller Gefährdungen und Unsicherheiten – einen Lebensmut, mit dem wir auch andere stärken und ermutigen können.


https://www.kirche-im-swr.de/?m=1247
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