SWR3 Gedanken

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Heute ist Reformationstag! Ein Protesttag!
Einem Protest nämlich verdanken die protestantischen Kirchen ihr Dasein. Damals, am 31. Oktober im Jahr 1517 hat der Mönch Martin Luther 95 Protest-Thesen aufgestellt und damit eine Lawine losgetreten, die bis heute nicht verebbt ist.
In seinen Thesen hat er die Kirche seiner Zeit scharf angegriffen. Denn aus der Angst der Menschen vor Hölle und Fegefeuer hatte die Spitze der Kirche damals ein Geschäft gemacht. Sündenerlass gegen Bezahlung - und die Kassen klingelten. Solcher Ablass, wie das kirchlich heißt, war für Luther unvereinbar mit seinem Verständnis von Gottes Zuwendung.
Weil Luther keine Kompromisse gekannt hat, wenn es um Bibel und Glauben ging, hat er damals mit seinem Protest die Abspaltung von der katholischen Kirche verursacht. Protestanten werden die Zugehörigen der Kirchen der Reformation, die Evangelischen, seither genannt.
Eine Name, der geradezu dazu auffordert es auch heute nicht bei feierlichen Gottesdiensten zum Reformationstag zu belassen. Wie wäre es, diesen Tag zum Anlass zu nehmen, um gegen Missstände heute zu protestieren?!
Die Angst mehr vor dem Fegefeuer ist längst nicht mehr unser Problem. Missstände gibt es aber auch heute zur Genüge. Mich zum Beispiel ärgert es, dass manche Leute für Stundenlöhne arbeiten müssen, von denen sie nicht mal die Miete zahlen können. Und ich rege mich auf, wenn in der Kirche selbst gesetzte Umweltziele in der Warteschleife hängen bleiben. Und wie kann es sein, dass ich jede Kindergelderhöhung ungefragt ausgezahlt bekomme, während Familien mit Hartz IV leer ausgehen.
Reformationstag als Anstiftung zum Protest. Wenn wir gegen das protestieren, was wir ungerecht finden, reformieren wir nicht nur die Kirche, sondern auch die Gesellschaft!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11829
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