Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
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Pieks - das war's schon. Jetzt drückt der Sanitäter einen kleinen Tropfen Blut aus meinem Finger, um zu prüfen, ob ich spenden darf. Darauf legen sie großen Wert: Blutspender sind begehrt, aber sie sollen sich nicht selbst schaden, also wird genau untersucht, ob ich gesund genug bin, mein Blut zu spenden. Wenn das geklärt ist, darf ich mir eine der „superbequemen" Pritschen aussuchen und mich hinlegen. Rechts oder links ? Das ist mir egal, meine Venen sind alle ganz gut. Aber jetzt kommt der gefürchtete Moment. Der Sanitäter führt eine Nadel in meine Armvene. Ich spende nicht nur Blut, weil es gebraucht wird, sondern auch, weil ich mir die Angst vor Spritzen etwas abtrainieren will. Das hat allerdings seit 20 Jahren bisher nicht funktioniert. Aber meine Blutgruppe ist selten; ich bekomme immer eine Extraeinladung zum Spendetermin. Ich geh dann halt hin, hab Angst, spende trotzdem und muss jedes Mal zugeben: Nein, es tut nicht weh. Und wenn ich dann den halben Liter in der Plastiktüte sehe, dann denke ich an die Patienten im Krankenhaus, die Blut brauchen: die werden es zu schätzen wissen. Oder die vielen Unfallopfer - es ist Ferienzeit, wie viele Unfälle werden auch heute wieder passieren - einer von denen könnte bestimmt meine Spende gebrauchen. Blut kann der Mensch noch nicht künstlich herstellen, wir können es einander nur schenken. Für mich ist das ein tiefes Zeichen der Verbundenheit vor aller Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, Chinesin oder Deutsche, Muslim oder Christ oder Atheist: als erstes sind wir Blutsbrüder und -schwestern . Blutgruppe A, AB, B oder Null, eine davon passt für jeden Menschen.
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