Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wer suchet, der findet"! Dieser Spruch kommt mir leicht über die Lippen. „Wer suchet, der findet", sage ich oft froh, wenn ich gefunden habe, wonach ich gesucht habe: Den Haustürschlüssel, den Ohrring oder den neuen Schirm. Wenn ich allerdings zuhause alles auf den Kopf stelle oder vielleicht den Garten Zentimeter für Zentimeter durchforste, wenn ich viel Zeit opfere und meine Nerven strapaziere, um etwas zu suchen, dann sieht das schon ganz anders aus; dann bin ich oft sehr verbissen und genervt. Ich sehe das verlorene Stück genau vor mir, kann es beschreiben, weiß wann und wo ich es das letzte Mal in den Händen hatte. In diesen Situationen höre ich den Spruch „Wer suchet, der findet" gar nicht gern. Das klingt dann für mich so, als ob das Finden einzig und allein von meinem fleißigen und sorgfältigen Suchen abhängen würde. Und folglich bin ich nur zu faul oder suche zu ungenau, wenn ich etwas nicht finde. „Wer sucht, der findet" - diesen Spruch sagt Jesus in der Bibel zu seinen Jüngern (Mt 7,8). Ich denke, da geht es Jesus nicht um einen Schlüssel oder Ring. Jesus will damit auch nicht seine Freunde ermahnen oder anspornen, noch fleißiger oder genauer zu suchen. Im Gegenteil: Jesus will mit diesem Satz seine Freunde entlasten. Seid gewiss, ihr werdet finden, was ihr sucht. Ihr könnt darauf vertrauen, dass ihr entdeckt, was ihr zum Leben braucht. Jesus geht es um eine Haltung. Die Haltung: ich kann offen und unverkrampft nach Lösungen suchen, kann gelassen Möglichkeiten ausloten und darf vertrauen, dass ich finde, was ich zum Leben brauche. Die Fastenzeit ist so eine Gelegenheit, neu zu suchen nach dem, was ich wirklich im Leben brauche. Mal sehn, was ich heute alles so finde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10371
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