Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Bibel macht immer einen Unterschied. Was der Mensch sieht ist eins, was Gott sieht, ist etwas anderes. Ich finde das gut zu wissen. Der Mensch sieht was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz. Eine alte- ewig junge Weisheit aus der Bibel.
Und eine tolle Geschichte. Da schickt Gott den alten Samuel los. Er soll den neuen König suchen und findet eine prächtige Familie. Stolz zeigt der Vater seine 7 Söhne. Große, stattliche Männer, Typ Arnold Schwarzenegger- nicht schlecht in einer Zeit, in der Muskeln gefragt sind in der Verteidigungspolitik. Nicht schlecht als Typ für einen König.
Aber Gott will diesen Typ nicht. Er will den anderen. Er will den kleinen David als König haben. Der die Schafe hütet und wunderbar Harfe spielen kann. Wozu muss ein König Harfe spielen können? will Samuel wissen. Und Gott antwortet: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.
Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Schöne Bilder von schönen Menschen. Bilder von einem jungen Verteidigungsminister, der einfach immer eine gute Figur macht, egal auf welchem Parkett er sich bewegt. Wir sehen, dass er klug reden kann. Und wir sehen auch, dass er sich in eigener Sache selber widerspricht und gar nicht mehr so klug redet. Das alles sehen wir. Wir sind ja nicht blöd.
Und doch sehen wir nur, was wir sehen. Was uns vor Augen liegt. Wir sehen nie das Ganze. Was wirklich wahr ist, das haben wir nicht im Blick. Wir können nur versuchen, uns der Wahrheit anzunähern, sie immer besser kennen zu lernen. Deshalb stehen unsere Urteile auch immer unter Vorbehalt, es sind vorläufige Urteile, manchmal sogar Vor- Urteile.
Gott aber sieht das Herz, sagt die Bibel. Mich tröstet das. Weil es mir sagt: Ich muss die Meinung von Menschen nicht als göttliche Wahrheit handeln. Ich darf mir einen Vorbehalt bewahren.
Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott allein sieht das Herz. Er sieht das Herz der Anderen und mein Herz besser als ich es sehen kann. Und wenn ich mit Gott auf Tuchfühlung bleibe, kann ich vielleicht nach und nach ein paar meiner Vor-urteile hinter mir lassen.

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