SWR3 Gedanken

10MAI2024
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Ich stehe in unserer Dorfmetzgerei in der Schlange und bin gleich dran. Nur noch der eine Mann in Handwerkerkluft vor mir.

Christine ist die Chefin im Laden. Sie begrüßt ihn gleich herzlich und ruft: „Ah, da ist wieder der Helfer fürs Ahrtal!“ Ich denke sofort: „Hä, das ist doch schon so lange her. Brauchen sie da immer noch Hilfe?“ Währenddessen reden Christine und der Mann weiter. Es ist ein großes Hallo. Der Mann lacht und Christine packt ihm schnell einen Stapel Dosenwurst gratis ein. Dazu meint sie: „Die kannst du brauchen, oder? Verteil sie einfach und sag Grüße von uns.“

Als der Mann aus dem Laden draußen ist, frage ich Christine: „Fährt der echt immer noch ins Ahrtal und hilft?“ Christine erklärt mir, dass der Mann Michael heißt und dass er Zimmerer ist. Am Wochenende fährt er regelmäßig als freiwilliger Helfer ins Ahrtal, und ab und zu schaut er vorher noch bei ihnen ihm Metzgerladen vorbei.

Christine erklärt: „Michael hat mir schon Geschichten erzählt. Unglaublich. Dass so viele Hilfen dort jetzt gekürzt sind, dass es schon lange keine organisierten Übernachtungsmöglichkeiten für die Helfer mehr gibt, und dass er das alles jetzt auf eigene Faust macht. Er hat sich jetzt einen Camper gekauft und fährt einfach weiter hin. Die Häuser sind ja trotzdem noch nicht alle wieder aufgebaut.“

Ich gehe aus dem Laden raus und denke: Mein Gott, was brauchen wir Leute, die an einer guten Sache dran bleiben und nicht aufgeben. Auch dann nicht, wenn andere schön längst vergessen haben, was noch alles zu tun ist.

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