SWR Kultur Lied zum Sonntag

SWR Kultur Lied zum Sonntag

28APR2024
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Hören Sie es auch so gerne – das vielstimmige Vogelkonzert, das in diesen Frühlingstagen erklingt?
Ich gebe zu: Oft nehme ich den Gesang der Vögel gar nicht wahr. Weil ich zu viel drinnen hocke oder anderer Lärm draußen die feinen Vogelstimmen übertönt. Oder weil ich im Alltag schlicht nicht drauf achte.
Aber immer wieder, wenn ich ein Fenster öffne oder auf dem Rad unterwegs bin, merke ich: wie schön! Die Vögel sind wieder zu hören. Es ist Frühling. Und sofort habe ich die Melodie des alten Liedes im Ohr, das ich schon als Kind gerne gesungen habe:

Strophe 1, Dresdner Kreuzchor

Welch ein Singen, Musiziern, Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern!
Was hören Sie, woran denken Sie, wenn Sie den Vogelstimmen lauschen?
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der den Text des Volkslieds 1837 als Gedicht veröffentlicht hat, hat aus dem Gesang der Vögel viel herausgehört. Das Gezwitscher weckt für ihn nicht nur Frühlingsgefühle, sondern bringt allen, die es zu deuten wissen, auch eine besondere Botschaft:

Strophe 2, Solo Bettina Pahn

Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar wünschen dir ein frohes Jahr, lauter Heil und Segen: ein Segenswunsch aus Vogelkehlen! Mit dieser unscheinbaren Zeile bekommt das beschwingte Frühlingsliedchen eine weitere, eine geistliche Dimension. Die Vögel, heißt das doch, erzählen mit ihrem Gesang auch von Gott. Oder mehr noch: In ihrem Gesang wird Gottes Segen, also sein liebevoller Blick auf die Welt und mich selbst, hörbar und spürbar.

Melodie Geige und Klavier, Christina Busch

Gottes Segen lässt sich auf verschiedene Weise erfahren. Das ist eine Spur, auf die ich mich gerne begebe. Denn wenn die Vögel mit ihrem Gesang mir Gottes Segen bringen, dann kann ich ihn sicher auch anderswo hören. Oder riechen, schmecken, sehen und spüren – wenn ich nur meine Sinne dafür öffne: für die Bienen mit ihrem leisen Summen, den intensiven Geruch der Fliederblüten, die Frühlingsblumen und ihre leuchtenden Farben oder für die warme Sonne auf meinem Gesicht. Sie alle wünschen mir – und dir – ein frohes Jahr, lauter Heil und Segen.
Ja, es tut gut, wahrzunehmen, was die Natur im Frühling verkündet. Und es sich zu Herzen zu nehmen – so wie es in der dritten Strophe heißt:

Strophe 3, Rundfunkchor Wernigerode

Einmal am Tag bewusst dem Pfeifen der Vögel lauschen – und auf die Spuren des Segens zu achten, den sie mir wünschen: Das ist, finde ich, eine gute Idee in diesen Frühlingstagen. Vielleicht macht mir das ja auch gute Laune, wie das Lied es beschreibt. Singen, springen und scherzen – das wäre nicht schlecht. Oder zumindest mal ein bisschen mitpfeifen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39803
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