Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29APR2024
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Ich mag es überhaupt nicht, wenn dauernd gejammert wird. Wie schlimm alles gerade ist. Seit Corona. Und dem Krieg in der Ukraine. Gleichzeitig fällt mir auf, dass auch mir das Jammern vertrauter geworden ist. Weil mich die vielen Krisen auf der Welt bedrücken. Aber meine Aufmerksamkeit für alles, was Hoffnung macht, ist geblieben.

Vor kurzem habe ich in meiner Tageszeitung einen Bericht gefunden, den ich am liebsten ganz vorne auf der ersten Seite gelesen hätte: Marlene Engelhorn ist Deutsch-Österreicherin, 31 Jahre alt und Millionenerbin. Aber sie will das viele Geld nicht für sich behalten. Ihr Motto lautet: „Niemand soll sich einbilden, die eigene Komfortzone ist wichtiger als das gute Leben für alle.“ Und sie sagt: „Ich habe ein Vermögen geerbt und damit auch viel Macht ohne etwas dafür getan zu haben.“ Ich war wie elektrisiert. Es gibt Menschen, die reich sind und sich nicht einfach nur freuen, weil sie viel geerbt haben. Die wissen, dass sie eben Glück haben und die deshalb ihr Geld nicht für sich behalten wollen. Ich finde beeindruckend, was die junge Frau mit 25 Millionen Euro vorhat. Sie hat einen Rat gegründet, in dem 50 Männer und Frauen gemeinsam darüber nachdenken, wie das Geld am besten verteilt werden soll. Sie nennt ihn „Guter Rat für Rückverteilung“. Die Mitglieder haben das Ziel, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Mehr noch: Marlene Engelhorn hat in diesem Rat auch eine Diskussion darüber angestoßen, was sich politisch ändern müsste, damit wir in einer gerechteren Gesellschaft leben können. Denn durch die Krisen und Kriege der letzten Jahre ist die Schere zwischen Arm und Reich immer noch weiter auseinander gegangen.

Mir macht auch Hoffnung, dass Marlene Engelhorn nicht die Einzige ist, die so denkt und handelt: Die New York Times berichtet von einer ganzen Bewegung junger Millionäre. Sie wollen sich weltweit dafür einsetzen, dass es eine Veränderung bei der Vermögenssteuer und der Erbschaftssteuer gibt. Sie wollen das Geld verwenden, um gegen Armut und den Klimawandel zu kämpfen. Für sie alle gilt, wovon Frau Engelhorn überzeugt ist: Das gute Leben für alle ist wichtiger, als die eigene Komfortzone.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39796
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