Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise! Das ist wohl eine der kurioseren Aussagen, die sich in der Bibel finden. Offensichtlich ist der Leistungsgedanke keine Erfindung, die erst in den letzten Jahrzehnten richtig Beliebtheit erlangt hat. Von nichts kommt nichts, ohne Fleiß kein Preis – so würde man es heute vielleicht sprichwörtlich sagen.

Biologen haben herausgefunden, dass das mit der fleißigen Ameise gar nicht so hundertprozentig stimmt. Die Hälfte der Zeit tun Ameisen nämlich gar nichts. Es gibt in so einem wuseligen Haufen wohl auch Ameisen, die einfach nichts tun, während nebendran andere Ameisen emsig schaffen. Und trotz dieser ungleichen Verteilung von Arbeit funktioniert so ein Ameisenstaat in der Regel recht gut. Die Gemeinschaft trägt auch die, die einen Moment Pause brauchen und gerade nicht in der Lage sind, was produktiv zur Gemeinschaft beizutragen.

Ich habe große Zweifel, ob einem, der gerade nicht arbeiten kann, so ein biblisches „Steh auf, nimm dir ein Vorbild an der fleißigen Ameise und arbeite endlich mal was“ so viel weiterhilft.  Der Vergleich mit dem Ameisenstaat ist trotzdem gut. Aber mehr nach dem Vorbild: Helft einander und unterstützt euch, wenn es schwierig wird. Der Blick aufs große Ganze taugt auch hier für unser Zusammenleben. Und da steckt die Hoffnung drin, dass ich eben auch unterstützt werde, wenn ich mal wenig leisten kann. Ob bei Ameisen oder Menschen - ich glaube, Gemeinschaft funktioniert so am besten.