Ein Biergarten mitten in Stuttgart. Kühle Getränke an einem schwülen Sommerabend. Dazu Pinsa – frischgebacken und köstlich belegt. Und Livemusik, unterbrochen von angeregten Gesprächen – die Stimmung ist prima. Das ist Kirche! Zumindest war sie das für zwei Wochen im Stuttgarter Westen.

Dort hat die Kirchengemeinde zum Kulturbiotop eingeladen. Jeden Abend waren andere Künstlerinnen und Künstler da. Ist das Kirche? Könnte man auch fragen. Kein Gottesdienst, niemand, der vorne steht und was von Gott erzählt, keine salbungsvollen Worte. Ja, das ist Kirche – glaube ich zumindest. Weil ich dort gute Gemeinschaft erlebt habe. Einen offenen Raum, in dem alle willkommen waren. Erholung mitten in einer vollen Woche. Mich begeistert es, wenn Menschen versuchen, Kirche neu zu denken – und dabei etwas ganz Ursprüngliches wieder entdecken.

Ich denke da auch an die Kollegin, die einen Gottesdienst am Valentinstag feiert und alle Paare und Alleinstehenden, die gekommen sind, segnet. Oder die Pfarrerin, die im letzten Herbst junge Erwachsene zum Punsch- und Glühweintrinken an die Feuertonne auf den Vorhof der Kirche eingeladen hat – weil sie spürt, dass viele Menschen in ihrem Alter sich nach so einer Gemeinschaft sehnen. Ich feier das Projekt von einem Diakon, der angestoßen hat, ein altes Bahnhofsgebäude zu einem Secondhandladen umzugestalten, weil er weiß, dass es in der Gegend viele Menschen gibt, die nicht so viel Geld haben.

Mich begeistern die vielen Aufbrüche, die ich in unserer Kirche sehe. Die Vielfalt, die ich erlebe. Nur eins hat mich nicht begeistert: Dass ich im Sommer nur zwei Mal Zeit gefunden habe, um dabei zu sein, als die Kirche im Stuttgarter Westen für zwei Wochen ein Biergarten war.