SWR3 Gedanken

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14OKT2023
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Ein Blick in den Spiegel am Morgen: Ausgeschlafen sieht anders aus. Und ich könnte auch mal wieder zum Friseur. Geht ja super los, der Tag- mit dem, was ich da heute morgen gespiegelt bekomme!

Ganz anders war das in den Ferien. Da hatten mir Freunde ihren Haustürschlüssel anvertraut. Damit ich ab und an die Post reinhole und die Pflanzen auf dem Balkon gieße. Als ich die Tür aufschließe, fällt mir in der Diele direkt ein großer Spiegel auf, am oberen Rand klebt ein kleiner gedruckter Zettel, etwa so groß wie ein Lesezeichen. Darauf steht: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Darüber freue ich f mich. Denn der Zettel erinnert mich an diesem Morgen an eine phänomenale Botschaft, an die ich auch glaube: Da gibt es einen Gott, der mich sieht. Immer und überall. Nicht in der Art und Weise: „Der liebe Gott sieht alles und überwacht mich auf Schritt und Tritt.“ Sondern: Gott sieht mich liebevoll an. Egal wie ausgeschlafen ich aussehe. Wie viele graue Haare oder Falten im Spiegelbild dazugekommen sind. Gott sieht nicht auf das Äußere, sondern auf das Herz. Sogar auf das, was ich schon lange nicht mehr sehe. Potentiale und Talente, die vergraben sind. Und auch: was mich gerade bewegt. Er weiß es längst. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ – das ist die Grundlage für eine lebendige Beziehung in der ich meinem Schöpfer alles anvertrauen darf.  Auch dann, wenn es im Leben mal richtig heftig kommt. So wie bei der Frau, die diesen Satz zuerst gesagt hat: Hagar, eine ägyptische Sklavin im Alten Testament, die völlig verzweifelt in der Wüste strandet. Und dann die Erfahrung macht: Gott sieht mich auch hier, gibt mir Ansehen und hilft mir in meiner Not, damit ich aufrecht durchs Leben gehen kann.

Das Blumengießen bei Freunden war also nicht nur für die Gewächse auf dem Balkon eine wohltuende Erfrischung. Auch ich durfte im Glauben an diesem Morgen wieder ein bisschen wachsen.

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