Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27SEP2023
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Eigentlich mag ich es beim Frühstück lieber ruhig und trinke meinen Kaffee gerne in Ruhe. Um morgens gut in den Tag zu starten, bin ich gerne erstmal allein. Die letzten zwei Wochen im August war das allerdings ganz anders: Da war es schon kurz nach dem Aufstehen laut und trubelig. Ich saß beim Frühstück mitten zwischen vielen anderen Menschen auf der Bierbank und es war alles andere als ruhig. Schon direkt am Morgen Gespräche darüber, ob Marmelade im Müsli nun gut schmeckt oder nicht…  Ich war dieses Jahr auf einer Jugendfreizeit. Mit Kanutour, Wasserschlachten, Geländespiel, Wanderung, gemeinsamem Singen und Beten. Ein volles Programm. 20 motivierte Jugendliche. Zwei sehr intensive Woche ohne entspannten Kaffee am Morgen.  

Was mich am Ende dieser Zeit überrascht hat, war die Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auf die Frage, was ihnen am besten gefallen hat, haben die ganz oft gesagt:  Die Gemeinschaft. Ich hatte eigentlich erwartet, dass da die Kanutour ganz weit oben rangiert. Oder der Ausflug in das kleine Fischerdörfchen. Oder das Geländespiel. Für die Teilnehmenden war es aber die Gemeinschaft. Das hat mich riesig gefreut. Denn genau das war ja unser Anliegen als Team.  Dass die Freizeit ein Ort ist, wo die Teilnehmenden sich wohlfühlen und zugehörig als Teil einer Gruppe.  

Warum funktioniert das zwei Wochen lang so gut mit der Gemeinschaft und ist danach im Alltag wieder weg, habe ich mich gefragt, als ich wieder zurück war. Wahrscheinlich, weil wir selten in so festen Gruppen so lange unterwegs sind. Unsere Alltagsbegegnungen sind weniger intensiv als, wenn man den ganzen Tag miteinander verbringt. Und: die begrenzte Zeit auf so einer Freizeit, macht es bestimmt auch noch mal leichter, als Gemeinschaft unterwegs zu sein. Weil man für 2 Wochen auch mal gut über die Macken und komischen Angewohnheiten der anderen hinwegsehen kann.  

Ein wenig vermisse ich die intensive Zeit der Jugendfreizeit immer noch – und hab deshalb nach der Freizeit versucht, im Alltag die Momente von Gemeinschaft mehr zu genießen. Die gibt’s nämlich auch: Ich habe mal wieder Freundinnen und Freunde angerufen, bei denen ich mich lange nicht gemeldet habe. Mich zu Abenden mit anderen im Biergarten verabredet oder gemeinsam gekocht. Und dann genieße ich es auch wieder: Meinen Kaffee morgens in Ruhe zu trinken. Um dann offen zu sein für einen Tag voller Begegnungen und kleinen Momenten der Gemeinschaft.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38444
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