SWR3 Gedanken

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31AUG2023
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Im politischen Wettstreit geht’s manchmal um die Wurst. Und das ganz wörtlich. Zum Beispiel, weil es da angeblich Leute geben soll, die sie verbieten wollen, die Wurst. Also die Richtige, mit Fleisch und Speck drin. Als ich das gelesen habe, fand ich das unfreiwillig komisch. Weil es dabei am allerwenigsten um die armen Würstchen geht. Vielmehr um Selbstvergewisserung. Um Wir gegen Die. Wir, die schließlich normal sind, gegen die anderen. Die Spinner. Polemik, die so oder ähnlich mit ganz vielen Themen funktioniert. Auf allen Seiten des politischen Spektrums.

Und dann hab ich mich gefragt, was das eigentlich sein soll: normal? Für mich ist „normal“ nämlich bunte Vielfalt und nicht Schwarz oder Weiß. Ein offener Blick in die Welt genügt. Als Christ glaube ich außerdem, dass Gott die Welt auch genau so gewollt hat: Bunt und vielfältig eben. Und mit Platz für alle. Und natürlich darf, ja muss über alles geredet und gern auch hart gestritten werden. Aber nicht ausschließend, menschenverachtend und herabwürdigend. Kein „Wir, die Normalen, gegen Die, die Spinner“. Denn am Ende wird uns gar nichts anderes übrigbleiben, als es irgendwie miteinander auszuhalten. Hinzunehmen, dass der oder die andere anders ist und anders tickt. Andere Ansichten hat und andere Geschmäcker. Das fällt manchmal verdammt schwer, und mögen muss ich den anderen auch nicht. Aber ohne ein Mindestmaß an Toleranz und Respekt sind wir am Ende halt alle ziemlich arme Würstchen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38265
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