SWR3 Gedanken

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16AUG2023
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Ein Profi in Sachen Psychologie sagt: „Es ist viel leichter um nervige Dinge zu kreisen, als um schöne.“ Ich hänge an den Lippen dieses Experten, denn ich fühle mich ertappt. Endlich erklärt mir einer wie meine Psyche tickt und dass das typisch menschlich ist. Denn unsere vorgeschichtlichen Urahnen haben uns da so einiges mitgegeben. Der Professor erklärt weiter: „Es ist in unserem Unterbewusstsein so drin, schlechte Erfahrungen fünfmal schwerer zu nehmen als gute. Das liegt daran, dass sich unsere keulenschwingenden Vorfahren, keinen Fehler erlauben durften. Ihr Leben hing davon ab.“ Dann führt der Professor Beispiele an: Dass ein Höhlenmensch auf gar keinen Fall die hart erkämpfte Beute fallen lassen durfte oder wie er jedes noch so kleine Knacken immer als mögliche Bedrohung werten musste.

Es ist also normal, wenn mir meine schlechten Erfahrungen viel zu viel zu schaffen machen: Wie nach einem Teamgespräch auf der Arbeit; wenn es vor allem Lob gab, aber diese eine Sache kritisiert wurde und mir das ewig nachgeht.

Mich ärgert das, dass ich dem Schlechten viel mehr Gewicht gebe, als dem, was super gelaufen ist. Und jetzt kommt wieder der Urmensch ins Spiel. Dass er damals echt um sein Leben bangen musste, weil hinter jedem Busch ein Säbelzahntiger hätte lauern können, das ist klar. Aber ich brauche diese Furcht heute nicht mehr. Es braucht Übung, dass ich eine erboste Email nicht so wichtig nehme und besonders an die vielen netten Begegnungen denke.

Ich kann das trainieren und nach getaner Arbeit, wenn ich heimkomme, bewusst erst von den schönen Dingen erzählen. Oder ich kann mit Gott erst über mein Problem sprechen und dann noch ‚danke‘ sagen für alles was rund läuft.

Und wenn das Denkkarussell wieder fröhlich losrollen will, dann sag ich mir: Alles halb so wild! Hey, chill‘ Höhlenmensch.

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