SWR3 Gedanken

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09JUL2023
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„Was? Du bist immer noch nicht über deinen Ex hinweg? Das ist doch jetzt mehr als zwei Jahre her! Du musst ihn endlich vergessen und nach vorne schauen.“
Ich hatte es gewagt einer Freundin zu erzählen, dass ich noch sehr oft an meinen Exfreund denke. Das war ihre Reaktion.

Ja – es ist verrückt – aber für Liebeskummer gibt es eine Frist. Eine Weile darfst Du schon traurig sein. Eine Weile haben auch alle Verständnis. Aber wehe, das dauert etwas länger mit dem Herzschmerz! Dann wirst Du belächelt oder bemitleidet oder mit vermeintlichen Ratschlägen bombardiert. Trübsal blasen und Weinen nicht erlaubt.

Aber egal ob bei der Trauer um eine verstorbene Person, oder um eine zerflossene Liebe: Trauern braucht Zeit. In beiden Fällen geht eine wichtige Person verloren. Auch bei einer Trennung verlierst du jemanden, von einem Tag auf den anderen, der Teil deines Lebens war. Den Du geliebt hast. Der mit Dir Alltag und Bett geteilt hat.

Alle Menschen brauchen unterschiedlich lang, um diese Trauer zu verarbeiten. Und es kann passieren, dass es noch Jahre danach weh tut. Auch wenn mich das manchmal überfordert, versuche ich solche Gefühle bei mir und anderen ernst zu nehmen.

Ein großer Trost für mich ist, dass Gott nicht überfordert ist, mit meinen Gefühlen. Egal wie heftig sie sind. Egal wie lange sie dauern.

Bei Gott ist es okay, wenn ich mich auch noch lange Zeit nach der Trennung nachts in den Schlaf weine. Um die Tränen in der Nacht ist es nicht schade! Im Gegenteil, meine Tränen sind kostbar; so kostbar, dass ich Gott bitten kann sie für mich zu sammeln. Das hat vor langer Zeit mal jemand gebetet: „Gott, sammle meine Tränen in deinem Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“ (Ps 56,9)

Ich bin überzeugt der Krug Gottes ist so groß, dass jede Träne, die geweint werden muss, da noch reinpasst. Bei Gott gibt es jederzeit Fristverlängerung für Liebeskummer. So lange es eben braucht, bis man es überstanden hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37978
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