SWR3 Gedanken

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03JUL2023
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„Ich bin zwar Oma, aber keine typische!“ das sagt Yvonne zu mir. Sie hat meinen Vater gepflegt und war oft früh morgens bei uns daheim. Zwischen Waschschüssel und Medikamenten haben wir beide viel geredet, zum Beispiel auch darüber, wie Yvonne als Oma so tickt.

Sie sagt: „Ich mag mein Enkelkind, aber ich mag mich nicht einspannen lassen, so auf die Art: immer donnerstags ist Oma-Tag. Ich gehe schon gerne mit der Kleinen mal auf den Spielplatz, aber nur dann, wenn ich wirklich Zeit dafür habe.“

Yvonne arbeitet Vollzeit. Sie tut das für ihre Rente, aber sie liebt ihren Beruf auch und gibt dabei immer alles.

Und Yvonne erzählt mir weiter: „Weißt du, ich habe einen jungen Mann beim Sterben begleitet. Der hat in seinem Leben immer gemacht, was andere von ihm gewollt haben, aber gar nicht so oft das, was ihn richtig begeistert hat. Rockkonzerte hat er nur zwei besucht und eine große Reise hat er nur ein einziges Mal gemacht. Der Mann hat am Ende zu mir gesagt: Yvonne, leb du dein Leben!“

In dem Moment kriegt Yvonne Tränen in die Augen und eine Gänsehaut. Sie sagt: „Ich hab schon oft mein Leben überdenken müssen und alleine entschieden, wie es weitergeht. Das hat mich stark gemacht. Ich weiß jetzt, was ich will, und was ich brauche, und wie ich leben will, damit ich am Ende nicht sage: ich habe so viel verpasst.“

Und zum Schluss meint Yvonne: „Deswegen bin ich keine typische Oma, die sich aufopfert und immer da ist. Ich bin Yvonne.“

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