SWR3 Gedanken

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20JUN2023
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Ob die Welt unbedingt in Kinderhände gehört, wie Herbert Grönemeyer mal gesungen hat? Ich weiß nicht recht. Aber manchmal denke ich: Es gibt Krieg, Umweltzerstörung, Unterdrückung, Ausbeutung. Und all das machen ja erwachsene Menschen, die sich Kindern doch haushoch überlegen fühlen. Sie zetteln doch diesen ganzen Irrsinn an.

Was wohl auf jeden Fall gut täte: ab und zu mal umzuswitchen. Die Welt mal wieder mit Kinderaugen anzusehen. Am leichtesten gelingt das noch Eltern, die kleine Kinder haben. Wenn die 300 Meter vom Spielplatz nach Hause locker mal wieder eine Stunde dauern. Weil eine Weinbergschnecke am Wegrand kriecht, die erst betrachtet werden muss. Ein Eichhörnchen von Ast zu Ast springt, die rote Mohnblüte so schön leuchtet.

Kinder nehmen die Welt schlicht anders wahr als die meisten Erwachsenen. Für Kinder ist die Welt nicht Mittel zum Zweck. Sie wollen sie sich nicht benutzen, ausbeuten, sich gefügig machen. Sie wollen sie entdecken, erkunden, bestaunen. Kinder sind da ein bisschen wie Künstler oder Grundlagenforscher. Denn auch die schauen die Welt oft anders an als andere.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, heißt ein Satz in der Bibel. In dem Satz steckt viel Wahres, finde ich. Weil es nämlich nicht darum geht, kindisch zu werden. Sondern, den kindlichen Blick nicht zu verlieren. Offen zu sein oder wieder zu werden. Neugierig darauf, etwas zu entdecken. Mal wieder staunen zu können. Wenn uns Erwachsenen das wieder öfter gelänge – vielleicht wäre die Welt wirklich ein besserer Ort.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37861
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