SWR2 Wort zum Tag

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16JUN2023
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Der alte Mann mit weißem Bart, ein liebender Vater. Manchmal bin ich erstaunt, wie hartnäckig sich dieses Bild von Gott in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt hat.

Denn n der Bibel gibt es viele unterschiedliche Gottesbilder. Gott wird zum Beispiel häufig mit Tieren verglichen. Er sei wie ein Adler, heißt es an einigen Stellen. Einmal wird Gott auch mit einer Henne verglichen. Damit soll beschrieben werden, dass Gott die Menschen beschützt, wie der Adler oder die Henne ihre Kinder unter ihren Flügeln vor Gefahren bewahren. Gott werden aber auch die Eigenschaften eines Löwen zugeschrieben. Mutig und stark soll er sein. Auch mit einem Lamm wird er gleichgesetzt. Dieses Bild symbolisiert, dass Gott die Menschen von ihren Sünden befreit. Gott opfert sich für die Menschen.

Henne, Adler, Löwe, Lamm – das allein ist schon eine ganze Bandbreite an Vorstellungen und Eigenschaften, die von Gott erzählen.

Das zeigt: Ein Bild oder ein Vergleich reicht nicht aus, um Gott in seiner Größe und Vielfalt zu erfassen. Das mag zwar etwas verwirrend sein, aber ich finde es trotzdem hilfreich, dass Gott so vielfältig ist. So kann er mir in unterschiedlichen Lebenslagen und Situationen nahekommen. Manchmal kommt mir Gott durch das eine Bild nahe, wenn ich in einer anderen Situation oder Stimmung bin durch ein anderes. Aber alle diese Vorstellungen und Bilder gehören zu Gott und machen ihn aus.  

Wenn ich Gott beschreiben soll, dann greife ich meist nicht auf tierische Vergleiche zurück, sondern auf eine ganz und gar menschliche Geschichte: das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Der Sohn lässt sich vom Vater sein Erbe auszahlen, zieht durch die Welt, verprasst alles und kommt irgendwann als gebrochener Mann, mittel- und hilflos, wieder nach Hause zurück. Sein Vater – und es könnte genauso gut seine Mutter sein – empfängt ihn mit offenen Armen und freut sich einfach, dass sein Sohn wieder da ist. Er wirft ihm nichts vor, sondern nimmt ihn als seinen Sohn wieder auf und veranstaltet ein großes Fest.

Jesus hat gesagt sagt: So wie dieser Vater ist Gott. Mir ist dieses Bild von Gott nahe: Ein Gott, der verzeiht, Freiraum lässt, nichts fordert, aber da ist, wenn ich ihn brauche. Und der sogar Lust auf eine große Party bekommt, wenn ich zu ihm komme.

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