SWR3 Gedanken

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17JUN2023
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Wie ist Jesus weiß geworden? Diese Frage stellte die Autorin Sarah Vecera in ihrem gleichnamigen Buch. Dahinter steckt nicht nur die Frage: Warum ist Jesus in den meisten Kirchen als weißer Mann mit langen, wallenden Haaren zu sehen. Historisch ist es viel wahrscheinlicher, dass seine Haut dunkler war und seine Haare schwarz und lockig. 

Es geht in Sarah Veceras Buch vor allem um die Frage, warum in unsere Kirchen so wenig nicht-weiße Menschen zu sehen sind. Die Angebote unserer Kirchengemeinden erreichen vor allem die weiße Bevölkerung. People of Colour finden sich offensichtlich nicht angesprochen. Mich hat das Thema seitdem sehr beschäftigt. Weil ich Rassismus bis dahin vor allem als Problem von anderen gesehen habe. Durch das Buch von Sarah Vecera habe ich angefangen zu begreifen: Auch in der Kirche, für die ich arbeite, ist nicht alles gut. Obwohl wir uns gegen Rassismus wenden und uns dafür einsetzten, dass alle Menschen gleichberechtigt leben können. 

Ich denke man kann gegen Rassismus sein und trotzdem Teil eines problematischen, rassistischen Systems. Weil die Unterscheidung was „Normal“ ist und was „anders“ tief in unseren Köpfen verankert ist. In meinem Kopf zum Beispiel hat Jesus schon immer ausgesehen wie ein Europäer: mit heller Haut und glattem Haar. Ich bin deshalb kein Rassist. Allerdings nur wenn ich bereit bin, das Bild in meinem Kopf zu verändern und weiterzuentwickeln. Wir können an vielen Stellen nichts für das System, in dem wir leben. Aber wir können etwas dafür, wenn wir nichts verändern wollen. Sarah Vecera macht darum Mut, sich auf den Weg zu machen, auch wenn wir dabei nicht auf Anhieb alles richtig machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37811
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