Als Pfarrer höre ich immer wieder Sätze wie: „Ich bin zwar aus der Kirche ausgetreten, aber ich glaube ja trotzdem.“ Oder: „Ich hab meinen Glauben und dafür brauche ich keine Kirche.“ 

Wer aus der Kirche austritt, hat sicher seine Gründe und das respektiere ich natürlich. Für mich selbst haut aber eins nicht hin: Glaube ohne Kirche. Oder besser gesagt: Glaube ohne Gemeinschaft. Ich denke, es kommt da drauf an, wie man Glaube versteht. Wenn Glaube bedeutet: ich halte es für wahrscheinlich, dass es Gott gibt, dann geht das natürlich auch ohne Gemeinschaft und auch ohne Kirche. Christlicher Glaube ist aber mehr. Da geht es darum zu vertrauen. Mit anderen durchs Leben zu gehen, von Anfang. Und bis zum Ende. Durch die Höhen und Tiefen. Es heißt darauf zu vertrauen, dass die Welt und ich nicht einfach ins Leere geworfen sind. Vertrauen darauf, dass wir Gottes Geschöpfe sind und füreinander da sein sollen. Und Vertrauen, dass Gott zu dieser Gemeinschaft dazugehört. Glaube hat dann ganz viel mit Beziehung zu tun. Und die gibt’s für mich nur in Gemeinschaft mit anderen.

Für mich sind Kirchengemeinden so Orte, wo es um so eine Gemeinschaft geht. Wo nicht alles perfekt ist und auch regelmäßig Fehler passieren. Aber trotzdem alte, junge, chaotische, geordnete, verzweifelte und erfüllte Menschen zusammen unterwegs sind. Weil ich Kirche als so einen Ort der Gemeinschaft erleben dürfte, wollte ich da selbst mitarbeiten. Und ich arbeite mit daran, dass Kirche auch für andere so ein Ort der Gemeinschaft ist.