SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

11APR2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Was war das denn: eben haben die Massen ihm noch zugejubelt, erzählt jedenfalls die Bibel in den Evangelien. Sie haben Zweige abgerissen und ihm damit zugewunken, haben ihre Mäntel als Teppich vor ihm ausgebreitet… Jesus Christ Superstar – Jesus aus Nazaret als neuer Held. Einer, der es denen da oben mal sagt und ihnen zeigt, wo es bei Gott und für die Menschen wirklich langgeht…

Nur wenig sachlicher sind ja die biblischen Berichte. Der Messias, der ersehnte Erlöser für Israel, sitzt auf einem jungen Esel – und auch das vermutlich nur, damit mehr Leute ihn sehen können. Nur ausgeliehen ist der Esel – ganz zu schweigen davon, dass ein König auf einem Pferd zu sitzen hätte.

Und ob der Jubel ihm recht ist, mit dem sie ihn begrüßen? Bleibt unklar. Jedenfalls scheint er alternativlos, wie es heute heißen würde. Als das Establishment Jesus auffordert, er soll den Trubel beenden, kann er nur sagen: Wenn die Menschen schweigen, würden die Steine schreien… Und sowieso: Wie dringlich sind die Sprechchöre - das ist heute so klar wie damals: Gesegnet sei der kommende Friedens-König – Friede und Shalom für alle!

Ja – und was war das dann: ein paar Tage nur später stellt sich die Frage ganz neu: Sind das wirklich die selben Leute, die da vor der Statthalterei stehen und fordern, dass Jesus hingerichtet werden soll; selbst Pilatus wird dann fragen: Soll ich euren König ans Kreuz schlagen, den ihr eben noch besungen habt?

Ja, Menschen hängen gern mal ihr Fähnchen nach dem Wind. Und wenn sie dabei auch den gleichen fake news aufsitzen wie der Statthalter Pilatus… – Obwohl der sich ja noch irgendwie gewehrt hatte. Ich vermute übrigens, dass Pilatus dem Jesus seine revolutionäre, aber doch ganz friedliche und menschliche Botschaft geglaubt hat. Aber die Angst vor den Intrigen der „besseren Kreise“ und vor ihren „guten Drähten“ nach Rom war wohl doch zu groß.

Alle hat offenbar der Mut verlassen – sogar fast alle seine engsten Freundinnen und Freunde wenden sich ja ab und bringen sich in Sicherheit.

Aber Jesus geht seinen Weg – egal, ob sie ihm zujubeln oder ausbuhen. Er geht da entlang, wo es bei Gott und für die Menschen wirklich langgeht, durch Spott und Hohn, durch Folter und gaffenden Pöbel, bis ans Kreuz. Das ist der Weg, auf dem er wirklich der Retter ist, trotz allem und auch durch den sicheren Tod hindurch in ein neues Leben. Das jedenfalls glaube und hoffe ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35203
weiterlesen...