Bei mir im Pfarrhaus - in einer Verkehrsberuhigten Straße – neben Kirche, Kindergarten und Friedhof, leben zwei Kater: Hinz und Kunz. Ein Geschwisterpaar – typische 0815 Bauernhofkatzen. Grau getigert. Nichts Besonderes.

Es kommt hinzu, dass der arme Hinz schon in seinem ersten Lebensjahr von einem Auto angefahren wurde. Seitdem läuft er schwanzlos durchs Leben. Außerdem humpelt und schielt er. Und ihm fehlt ein Vorderzahn. Hinz ist wahrlich keine Kater-Schönheit.

Aber Hinz hat seine Berufung gefunden: er ist für die Menschen da, die durch unsere Straße laufen. Er sitzt entweder auf dem Kirchplatz oder bei den Nachbarn auf dem Mäuerchen. Und wenn jemand vorbei gelaufen kommt, dann geht er selbstbewusst hin, maunzt ein „grüß Gott“ und bittet um Streicheleinheiten.

Und immer bleiben sie alle stehen. Meistens minutenlang. Lachen, weil er so lustig aussieht, streicheln Hinz übers Köpfchen und reden mit ihm. Hinz hat eine ungeheure Anziehungskraft.

Die Kinder, die mit Eltern vom Kindergarten zurücklaufen, lieben seine aufdringliche Art. Hinz zähmt Jugendliche, die zu cool oder zu schüchtern für jedes „Hallo“ sind. Und ich konnte schon oft beobachten, dass sein weiches Fell die schwarzgekleideten Trauernden, die zum Friedhof laufen, viel eher tröstet, als jedes meiner Worte es je könnten.

Als wir coronabedingt Gottesdienste im Freien gefeiert haben, saß er auf dem Altar, neben dem Strauß Wiesenblumen, als gehörte er da ganz selbstverständlich hin. Und einmal hat er eine Gruppe Seniorinnen in helle Aufregung versetzt, als er auf den draußen gedeckten Kaffeetisch sprang. Darüber lachen sie noch heute.

Ich glaube ja, dass Hinz von Gott persönlich den Auftrag bekommen hat, für die Menschen in meiner Straße da zu sein. Ja, ich finde: jede Kirchengemeinde bräuchte einen Hinz, der uns zu-maunzt: „Hey wer bist Du? Schön, dass Du da bist. Nimm Dir einen Augenblick Zeit für mein weiches Fell. Danke. Du bist toll!“