In meinem Pfarrgarten lebt eine Truppe Schildkröten. Ich nenne sie Dienstschildkröten, weil sie stets zu meinen Diensten sind. Sie erinnern mich immer wieder daran, wie das geht: mit dem guten Leben.

Die Älteste der Gruppe ist Julchen. Sie ist um die 50 Jahre alt. Obwohl sie nicht mehr die Jüngste ist, macht sie ihren Job super. Julchen bringt mir Entschleunigung. Langsam ist sie nicht, aber sie macht alles mit einer Gelassenheit, die mich beruhigt.

Dann sind da noch Kreti und Pleti. Kreti pickt sich beim Frühstücken aus den Wildkräutern immer die violetten Malvenblüten heraus. Er ist Genießer durch und durch. Pleti macht regelmäßig ein Mittagsschläfchen in der Sonne. Und die Geschwister Fred und Goerge wackeln mit dem Popo, wenn es regnet. Es sieht immer aus, als würden sie aus Freude über das Leben tanzen.

Und dann ist da noch die kleine Montag. Montag zeigt mir, dass es Wunder gibt. Seit ich Kind bin, haben wir nämlich mit meiner Familie versucht, Schildkröten auszubrüten. Es hat nie geklappt. Aber an einem Montag im Juni letzten Jahres, lief plötzlich eine Zwei-Euro-große Schildkröte durch das Gehege. Ein kleines Gottesgeschenk.

Meine Dienstschildkröten wissen wie man gut lebt. Sie sorgen sich nicht. Sie leben im Hier und Jetzt. Sie halten ihre Nasen in die Sonne und genießen. Sie machen regelmäßig ein Mittagsschläfchen und wackeln mit dem Popo, wenn es regnet! Und wenn sie sich im Winter in die Starre begeben, vertrauen sie darauf, dass Gott sie im Frühling wieder wach werden lässt.

Hat Jesus nicht mal gesagt: Seht die Schildkröten unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch!? (Mt 6,26) Oder waren es Vögel? Egal wie, meine Schildkröten zeigen mir, dass ich manchmal Pause brauche von den Sorgen. Das es wichtig ist das Leben zu genießen, kleine Alltagsdinge zu wertschätzen und zufrieden zu sein. Es tut gut auf Gott zu vertrauen, denn Gott hat es in der Hand.