SWR3 Gedanken

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14MRZ2022
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Stefan ist sauer auf Gott. Er sagt: „Jetzt reicht es mir. So lange schon die Pandemie und jetzt auch noch der Krieg. Das kann doch nicht sein. Warum tut Gott nichts und lässt alles laufen?“

Stefan ist ein Freund meines Mannes Thomas und die beiden sitzen bei einem Bier zusammen. Stefan ist einer, der viel nachdenkt und sich jetzt Sorgen macht. Und eigentlich ist Stefan ein Typ, der überzeugt an Gott glaubt. Aber weil jetzt für ihn so viel zusammen kommt, sagt er: „Jetzt muss Gott was tun, sonst wird er unglaubwürdig.“

Thomas kennt das Gefühl, er hat auch schon oft gedacht: „Mann, Gott, jetzt musst du eingreifen.“ Da sitzen die beiden beim Bier und sind irgendwie am Zweifeln. Thomas denkt lange nach, trinkt noch einen Schluck und kommt dann zu dem Schluss: „Ich glaube Gott ist anders. Der greift nicht ein. Zumindest nicht so, dass er das, was Menschen aus freiem Willen machen, irgendwie umlenkt. Sonst wären die Menschen ja nur seine Marionetten.“ Und dann sagt er weiter: „Natürlich wissen wir eigentlich nichts sicher über Gott. Aber von dieser einen Sache bin ich hundertprozentig überzeugt. Gott will, dass wir Menschen frei sind. Wir entscheiden wie wir leben und nicht er.“

Darauf Stefan: „Also hat Gott die Menschen mal gemacht und jetzt ist ihm alles egal?“ Schweigen. Und dann meint Thomas: „Ich glaube, Gott ist nicht alles egal, im Gegenteil. Ich stell mir das so vor: Die Welt und wir Menschen sind so was wie sein Gegenüber. Wenn Gott alles gemacht hat, dann ist er jetzt so was wie die große Basis unter allem drunter. Direkt reingehen und eingreifen, das macht er glaube ich nicht. Aber die Welt quasi „halten“ und sehen und lieben. So könnte ich mir Gott vorstellen.“

Dann zwinkern sich die beiden zu und quatschen noch über tausend andere Sachen.

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