SWR2 Wort zum Tag

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17FEB2022
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Och nöö, musste ich denken, als vor zwei Wochen ein Kollege im Radio meinte: „In ungefähr einem Jahr soll der Synodale Weg in der katholischen Kirche abgeschlossen sein; bis dahin sollen alle Reformen feststehen...“ (Abmoderation Christian Röther, 3.2.2022, auf www.deutschlandfunk.de/tag-fuer-tag-03-02-2022-komplette-sendung-dlf-e4ec49f1-100.html )

Richtig daran war eigentlich nur „in ungefähr einem Jahr“ – wenn wir mal vierzehn Monate als ein Jahr rechnen; und, dass der Synodale Weg mit Gruppen, Gremien und Vollversammlungen im März '23 enden soll, stimmte auch; und dass es um Reformen geht, ja klar. Missverständlich ist es aber, wenn jemand hoffen sollte, der Synodale Weg könnte irgendwann abgeschlossen sein. Auch in der katholischen Kirche in Deutschland wollen sie die Macht und die Rollen überhaupt neu verteilen. Priester, Bischöfe und sogenanntes Laienvolk sollen und werden alle gemeinsam und auf Augenhöhe über alles nachdenken und beraten und auch entscheiden, was für alle wichtig ist in der Kirche. Und dabei geht es vor allem darum, dass christliches und kirchliches Leben endlich in der Gegenwart und in demokratischeren Formen ankommen soll.

Denn schon lange ist eigentlich klar: „Wenn wir nicht als Kirche für die Menschen da sind – wofür braucht es uns dann!?“ hat die Synodenpräsidentin gefragt. So wie Jesus von Nazaret zu seiner Zeit für die Menschen da gewesen ist, wie er sie getröstet und gesund gemacht und zu Gott eingeladen hat: So hat die Kirche für die Menschen und für die ganze Welt dazusein – und besonders für die Menschen in Not und Elend, in Armut und Sklaverei.

Das kann sie aber nur, wenn die Christenmenschen – jede und jeder einzeln und alle gemeinsam in ihren Gemeinden und Kirchen – wenn also die Christenmenschen bereit sind, sich selbst und ihre Vorstellungen vom Leben und vom Glauben immer wieder und immer weiter zu verändern. Nah bei den Menschen zu sein, ihr Leben zu teilen – das geht in demokratischen Gesellschaften nur, wenn möglichst alle an allem beteiligt sind und auch daran teilnehmen.

Das braucht ständige Reform – keine Rede von „Reform abgeschlossen“. Schon immer sagt die Theologie „ecclesia semper reformanda“ – Kirche muss sich immer erneuern. Scheint, als müssten manche – Bischöfe und andere – das mal wieder hören und sich danach richten.

Reformieren, sich immerzu erneuern: Das hoffe ich – für die katholische Kirche in Deutschland – und mit Papst Franziskus gemeinsam ja auch für die ganze Welt. So habe ich Franziskus jedenfalls verstanden: dass eine Weltsynode neue gemeinsame Wege der Christenheit suchen soll; schon deswegen und als Impuls muss der deutsche Synodale Weg weitergehn – sowieso dieses eine Jahr noch und dann mit der ganzen Weltkirche noch lange. Treu bleibt Kirche sich nur, wenn sie sich verändert – wie jeder Mensch auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34862
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