SWR2 Wort zum Tag

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16FEB2022
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Gut sechs Wochen alt sind die Vorsätze jetzt, die manche sich in der Silvesternacht für das Jahr 2022 gemacht hatten. Sie selbst werden wissen, was aus ihren eigenen Vorsätzen geworden ist – beiseitegelegt? schon angefasst? sicher bald mal…?

Ich habe da von einem witzigen anderen Weg gehört: „Ich habe keine Neujahrs-Vorsätze,“ hat da jemand geschrieben. „jetzt sind mal die Umstände dran, sich zu bessern.“ Am gleichen Tag habe ich ein Stück aus Händels „Messias“ gehört – im englischen Originaltext. Auf Deutsch hatte ich was anderes im Ohr gehabt. „And we shall be changed“, singt da der Chor. Wir werden verändert werden. Klingt wie ein Widerspruch, finde ich – weil wer ist dran, sich zu verändern oder vielmehr sich zu verbessern: ich und du und wir alle – oder doch lieber die Verhältnisse?

Beide und alle, glaube ich. Und zwar möglichst immer, also weit über Silvester und Neujahr und das ganze 2022 hinaus. Jeder Mensch verändert sich ununterbrochen – schon biologisch. Aber selbst wenn das anders wäre – wenn also alles bliebe wie es ist: Wer wollte leugnen, dass wenigstens das eine oder andere besser werden kann oder sogar besser werden muss!? Wie langweilig wäre eine solche Welt – und wie schlimm wäre es, wenn einfach alles weitergehen müsste, auch wenn es falsch läuft!

Gottes Vorstellung für die Welt ist jedenfalls anders. Gott will, dass die Menschen besser zu dem werden, was sie eigentlich sind: geschaffen als Gottes Ebenbild, gerufen und beauftragt, Gottes Liebe weiterzugeben und einander beizustehen. Jede und jeder weiß, wieviel Luft nach oben da noch ist – im eigenen Leben und in der näheren Umgebung und weltweit.

We shall be changed – auch Gott macht es sich zur Aufgabe, den Menschen bei dieser Verwandlung zu helfen und sie zu begleiten. Weil – das ist ja ganz klar: Von selbst werden die Verhältnisse sich kaum bessern; jede und jeder kann und muss dazu beitragen.

Gute Vorsätze können dabei hilfreich sein; sozusagen als Herausforderung, als Ziel-Marke. Ich habe mir vorgenommen, dass ich heute einem bestimmten Menschen besser zuhöre – und hoffe, dass er und ich heute Abend sagen können: ja schon, unser Verhältnis hat sich verbessert; und damit ja auch irgendwie die Verhältnisse um uns herum.

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